Gezählte Tage
"In einer Koalition kann ihm auch kein Stoiber helfen": Angela Böhm, die Landtagskorrespondentin der AZ, über die Folgen der Seehofer-Kür.
Viel Freude wird Horst Seehofer nicht haben, wenn er es schafft, sich mit Edmund Stoibers Hilfe auf dem bayerischen Thron breitzumachen. Sitzt er drauf, wird es um ihn ganz schnell ziemlich einsam werden. Dann drohen schlaflose Nächte und bange Stunden. Denn der neue Bayern-Regent kann sich seiner Fraktion in Wirklichkeit keine Sekunde lang sicher sein. Und das in einem Landtag mit einer Koalitionsregierung, wo es schon reicht, wenn sich ein paar frustrierte CSU-Abgeordnete in geheimer Abstimmung rächen und ihn eiskalt auflaufen lassen. Da kann ihm dann auch kein Stoiber mehr helfen.
Er und Stoiber haben der CSU-Fraktion das Heft aus der Hand genommen. Ihren letzten Rest von Selbstbewusstsein zerstört, dass nicht die Partei, sondern die vom Volke gewählten Abgeordneten es ganz alleine sind, die den bayerischen Ministerpräsidenten bestimmen. Die ihn nun gemeinsam mit einem Koalitionspartner im Landtag wählen müssen.
Die Bayern aber haben Horst Seehofer nicht ihre Stimme gegeben. Er ist nicht gerade ihr Liebling. Und auch nicht der der Wirtschaft, der Mittelständler und der Bauern. Dabei sind doch sie die Gruppen, die der CSU bei der Landtagswahl davongelaufen sind. Bei den Bauern fast die Hälfte. Auch aus Ärger über den Bundesagrarminister Seehofer.
Auch wenn manche in der CSU wieder nach dem starken Mann schreien, den nach Stoiber doch keiner mehr haben wollte. Seehofer kann sich einen Kalender zurechtlegen. Seine Tage werden gezählt sein. Darauf kann einer warten: Markus Söder. Garantiert!