Geschlossene Fonds: Gefahr für Kleinanleger

Der Betrugsskandal um die Immobiliengruppe S&K zeigt: Geschlossene Fonds sind nur etwas für Vermögende. Kleinanleger sollten die Finger davon lassen
von  Berrit Gräber
Razzia bei der Firmengruppe S&K: Durch Anlagebetrug soll sie einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe angerichtet haben.
Razzia bei der Firmengruppe S&K: Durch Anlagebetrug soll sie einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe angerichtet haben. © dpa/Roland Holschneider

Düsseldorf/Berlin - Die Betrüger der Immobiliengruppe S&K hatten leichtes Spiel: Mit verlockenden Renditeversprechen schafften sie es, Tausenden Kleinanlegern in Zeiten von Niedrigzinsen und Finanzkrise jahrelang riskante geschlossene Immobilienfonds zu verkaufen und Millionenbeträge einzusammeln. Die Gauner lebten in Saus und Braus. Die Geprellten stehen jetzt vor dem Finanzdesaster. Die dreiste Abzocke hat das Potenzial, zu einem der größten Fälle von Anlegerbetrug in Deutschland zu werden.

„Das zeigt, wie erschreckend einfach es im Bereich der geschlossenen Fonds ist, Leute über den Tisch zu ziehen“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Fachmann warnt: Kleinanleger sollten grundsätzlich auf der Hut sein vor riskanten Beteiligungen an Immobilien, Containerschiffen, Solar- oder Windkraftanlagen.

„Finger weg“, rät auch Ariane Lauenburg von „Finanztest“. Geschlossene Fonds seien nur für vermögende Investoren sinnvoll, die auch hohe Verluste verschmerzen könnten. Denn wer investiert, wird Mitunternehmer. Damit ist er nicht nur am Gewinn, sondern auch an möglichen Verlusten beteiligt, auch an einem Totalverlust.

Trotzdem haben Tausend Kleinsparer ohne dickes Finanzpolster die unterschiedlichsten Modelle im Depot – und damit jede Menge finanzielle Risiken am Hals.

Wie der Verband Geschlossene Fonds meldet, steckten Privatanleger 2012 etwa 3,14 Milliarden Euro in geschlossene Fonds, davon allein 2,05 Milliarden in Immobilienfonds. 40 der momentan 58 angebotenen Immobilienprodukte am Markt seien viel zu riskant, warnt „Finanztest“.

Die geschlossenen Modelle funktionieren so: Unternehmen werben Anleger an, die größere Investitionsprojekte mitfinanzieren sollen, meist mit Einlagen ab 10000 Euro aufwärts. Dafür werden attraktive Renditen bis zu zehn Prozent in Aussicht gestellt.

Ist das benötigte Geld eingesammelt, wird der Fonds zugemacht und das Projekt umgesetzt.

Läuft der Fonds gut, bekommen die Anleger über jährliche Ausschüttungen erst einmal Kapital zurück. Den eigentlichen Gewinn soll es erst am Ende geben, wenn eine Immobilie beispielsweise zu einem guten Preis verkauft wird. Das klappt aber nicht immer. Geht das Investment schief und der Anbieter insolvent, müssen die Anleger weiter einzahlen – auch wenn der Fonds schon längst pleite ist.

Oft bleiben versprochene Ausschüttungen ganz aus. Oder noch schlimmer, wie bei Schiffsbeteiligungen momentan der Fall: Gesellschaften in Finanznot fordern Investoren auf, Auszahlungen zurückzuzahlen oder noch mehr Geld nachzuschießen. Wird ein geschlossener Fonds nicht aufgelöst, kann die Einlage im Extremfall bis über den Tod hinaus gebunden bleiben. Die Geldanlage geht dann auf die Erben über.

Gelockt wird sogar mit der Möglichkeit, monatliche Raten von 25 bis 100 Euro in Ansparfonds zu investieren, um Rücklagen fürs Alter aufzubauen. Damit würden auch Kleinverdiener angeworben, kritisiert Lauenburg. Finanzvermittler, Strukturvertriebe, Sparkassen und Banken machten selbst 75-jährigen Senioren noch „völlig unsinnige“ Angebote mit zehn Jahren Laufzeit, warnt Kurz. Die Verkäufer kassierten dafür hohe Provisionen.

Einer der größten Haken: Will der Anleger vor Laufzeitende aussteigen, wird er seine Anteile nur unter massiven Verlusten los – wenn überhaupt. Auch auf dem sogenannten Zweitmarkt seien die Verkaufsaussichten mau, mahnt Kurz. Vielen Anlegern wird erst beim Ausstiegsversuch so richtig klar, warum diese Fondsart „geschlossen“ heißt.

 

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