Gericht hält Ex-Deutsche-Bank-Chef Breuer für unglaubwürdig
Das Oberlandesgericht München hält die Erklärungen von Ex-Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer zu seinem umstrittenen Interview zur Lage des Medienkonzerns von Leo Kirch 2002 für unglaubwürdig.
München - Das Gericht halte die Aussage, seine Antworten in dem Gespräch seien ein "Unfall" gewesen, für unzutreffend, sagte der Vorsitzende Richter Guido Kotschy am Freitag. "Sie waren voll auf der Höhe, intellektuell voll auf der Höhe. Sie wussten, darf ich auf solche Fragen antworten, oder darf ich auf solche Fragen nicht antworten."
Breuer habe nach Auffassung des Gerichts auf diesem ungewöhnlichen Wege mit Kirch ins "Geschäft kommen" wollen. Das könne eine Grundlage für eine Verurteilung der Deutschen Bank sein, auch wenn das Gericht nicht an eine Verschwörung zur Zerschlagung des Konzerns glaube.
Breuer hatte in dem Interview die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt. Wochen später brach dessen Medienimperium zusammen. Der inzwischen gestorbene Kirch macht Breuer und die Bank dafür verantwortlich. Seine Erben fordern allein in diesem Verfahren gut 2 Milliarden Euro Schadenersatz von der Deutschen Bank und Breuer.
Breuer hatte sich vor der Einschätzung des Gericht empört gegen den Vorwurf gewehrt, er habe mit einem Interview 2002 Druck auf den Medienunternehmer Leo Kirch ausüben wollen. In seinem Schlusswort vor dem Oberlandesgericht München am Freitag bestritt Breuer Mutmaßungen des Gerichts, er habe so ein Mandat des damals bereits schwer angeschlagenen Konzerns bekommen wollen. "Ich weise diese Unterstellung mit aller Entschiedenheit zurück", sagte Breuer. "Was mir unterstellt wird, ist ungeheuerlich und ehrenrührig." Das Gericht wollte am Nachmittag über das weitere Vorgehen entscheiden.