Genug geschwiegen!
"Nie zuvor war ein Trainer so unbeliebt. Die Bosse sollten sich nun bekennen": AZ-Sportchef Gunnar Jans über die Klinsmann-Krise des FC Bayern
Wie weit es mit dem FC Bayern gekommen ist, lässt sich daran ablesen, dass die zuweilen träge, stets seriöse Deutsche Presse-Agentur sonntags um 11.31 Uhr eine Meldung verschickt mit der Überschrift: „Klinsmann trabt beim Auslaufen vorneweg.“
Nicht nur, dass der Trainer seit Wochen schon vor und nach jedem Spiel in Frage gestellt wird; nun weidet man sich auch noch an der Agonie, mit der das zusehends gescheiterte Projekt abgewickelt wird. Die Endzeitstimmung begann mit den „Klinsmann-raus!“-Rufen in der Keimzelle Südkurve, wo nie zuvor ein Trainer so unbeliebt war wie dieser, und sie breitet sich aus wie ein Flächenbrand. Doch niemand mag ihn löschen - solange die seltsame Lust am Leiden, die den FC Bayern erfasst hat, auf die ganze Liga übergreift und nun selbst Magaths Wolfsburg Klinsmann Titelchance am Leben hält.
Die Bosse schweigen weiter, sie wollen Meinungen lesen und sortieren. Dabei herrscht von Harlaching bis Fröttmaning, von Flensburg bis Oberammergau mehrheitlich die Auffassung: Klinsmanns kurze Zeit beim FC Bayern wird keine Ära werden, sondern eine Episode bleiben. Die eine Frage ist: Wie sagt man’s ihm (und was sagen die Abfindungs-Anwälte)? Wichtiger aber ist diese Frage: Und was kommt dann?
Rummenigge und Hoeneß bleiben die Antwort bislang schuldig. Dass der Vorstand seit Wochen schweigt, macht die Situation nur gefährlicher. Für Klinsmann mag es ein unwürdiges (doch freilich bestens honoriertes) Spiel sein, die Bosse aber spielen langsam auch mit ihrem eigenen Ruf: Wer in Krisenzeiten öffentlich abtaucht, gilt schnell als handlungsunfähig. Haben die Bayern selbst keinen Plan? Wenn doch, sollten sie sich nun bekennen.
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