Geld sicher mit ETFs anlegen: So funktioniert es

München - Fallende und sinkende Graphen, ein Schwall an grünen und roten Zahlen, unverständliches Fachvokabular sowie unzählige Unternehmensnamen, von denen man meist nur eine grobe Vorstellung hat, was sich dahinter verbirgt. Die Welt der Aktien schreckt ab. Das eigene, hart erarbeitete Geld dort zu investieren, klingt gefährlich. Wirecard, Lehman Brothers, Walter Bau - die Liste der Pleite gegangenen börsennotierten Unternehmen ist lang. Und selbst wenn die Aktiengesellschaft nicht direkt bankrott geht, so kann schon dauerhafter und jahrzehntelanger Kursverfall das investierte Geld dahinschmelzen lassen.
Was ist ein ETF? Ein Verbraucherschützer klärt auf
Deshalb empfiehlt Merten Larisch, Anlageexperte von der Verbraucherzentrale Bayern: "Es ist immer besser, einen Haufen an Aktien zu haben." Weiter führt er aus: "Gleich 1500, 2000 oder 3000 Aktien auf einen Schlag in einem Wertpapier kaufen." Um genau zu sein: einen ETF-Indexfonds. ETF steht für "exchange-traded fund" oder zu Deutsch "börsengehandelter Fonds". Ein Fonds bündelt verschiedene Wertpapiere in einer Geldanlage. Ein ETF-Indexfonds ist ein Bündel an Aktien, die einen Index nachbilden. Ein Index in diesem Sinne ist etwa der Dax oder Dow Jones - diese messen die Wertentwicklung einer bestimmten Auswahl an Aktien. "Die sicherste Form ist ein sehr breit streuender Index, also ein weltweiter", sagt Experte Larisch der AZ. Der bildet sogesehen den weltweiten Markt ab.Ein Beispiel ist dafür ein ETF-Indexfonds, der sich nach dem Index MSCI World richtet. Dieser zeichnet die 1500 größten Aktiengesellschaften der Industriestaaten nach. Indem man in so einen Indexfonds investiert, tut man es dem Großteil der Investoren gleich. Es gibt genau die Rendite, die auch der Index erzielt.
Der Vorteil an einem ETF-Indexfonds ist also, dass er gerade nicht versucht, klüger zu investieren als der Rest des Marktes. "Hände weg von aktiv gemanagten Fonds!", warnt der Experte. Denn keiner könne eine Kursentwicklung voraussehen. "Leider geht die Tendenz dahin, dass auch aktiv gemanagte ETFs aufgelegt werden", so Larisch. "Im Aktienbereich muss man nicht jeden Tag in die Zeitung gucken und nach Kursen schauen, sondern verstehen, dass Unternehmertum das einzige ist, was aus Grundstoffen und Lohnkosten einen Mehrwertgewinn herstellen kann", sagt Aktienexperte Larisch. Weiter führt er aus: "Und Gewinn ist das einzige, was eine Rendite oberhalb der Inflationsrate generieren kann." Das schafften weder Gold, Immobilien und schon gar nicht verzinste Geldanlagen, denn die sind nur in Ausnahmefällen oberhalb der Teuerungsrate.
Wie Sparer den Aktien-ETF-Indexfonds nutzen sollten
Kauft man einen ETF-Indexfonds, erhält man dadurch Ausschüttungen der Aktiengesellschaften, die einen an deren Gewinne beteiligen. Anstelle sich diese Ausschüttungen auf ein Konto auszahlen zu lassen, bestehe aber auch die Möglichkeit, diese wieder anzulegen und so das Geld weiter zu vermehren im Sinne eines "Zinseszinseffekts", sagt Larisch. Das heißt: Das angelegte Geld wächst von alleine, weil die daraus abgeschöpften Gewinne wieder reinvestiert werden. Dabei handelt es sich um einen "thesaurierenden", zu Deutsch: wiederanlegenden, ETF. Der eignet sich dem Experten zufolge gerade dann, wenn langfristig Vermögen, etwa für die private Altersvorsorge (AZ berichtete), aufgebaut werden soll. Für Sparer ist es laut Larisch wichtig, auch immer einen Anteil des zur Seite gelegten Geldes schwankungssicher auf einem gut verzinsten Tages- und Festgeldkonto einzuzahlen. "Niemandem ist zu empfehlen, langfristig ausschließlich sein Geld im Aktienmarkt anzulegen."
Locker mit Kursschwankungen umgehen
Auch das Kaufen eines ETF ist eigentlich ganz einfach. Die Voraussetzung dafür: ein Wertpapier-Depot. "Das bieten Banken an", sagt der Finanzexperte. Besonders Direktbanken wie etwa die ING Diba oder die DKB haben besonders günstige Transaktionsgebühren. "Üblich sind 0,25 Prozent plus eine kleine Pauschalgebühr. Die ist auch noch gedeckelt bei 70 oder sogar nur 30 Euro", so der Verbraucherschützer. Wichtig ist: Krachen die Kurse einmal nach unten, nicht in Panik geraten. Das Portfolio muss wieder in die prozentuale Gewichtung gebracht werden, mit der man angefangen hat. Daher gilt: ETF-Anteile nachkaufen, um ein größeres Kurssteigerungspotenzial zu erreichen. Gleiches gilt für den Fall, wenn der Aktienanteil nach starken Zuwächsen deutlich höher als zu Beginn ist. "Wenn man durch den Verkauf der Aktien-ETF-Anteile wieder die alte Aktienquote herstellt, sichert man sich die ,Übertreibungsgewinne' für die Zukunft - vor dem nächsten Crash." Er empfiehlt Rechentools im Internet, die einen dabei unkompliziert unterstützen.
Wie andere Aktiengewinne auch, müssen auch die Ausschüttungen aus ETFs versteuert werden, sagen die Finanzexperten von Stiftung Warentest. Demnach gilt in Deutschland die Abgeltungssteuer - dabei werden pauschal 25 Prozent fällig (plus Soli-Zuschlag und Kirchensteuer). Allerdings bleiben Erträge steuerfrei bis zur Höhe des Sparerpauschalbetrages von 1000 Euro pro Jahr.