Geld allein reicht nicht
AZ-Redakteurin Susanne Stephan über Betreuungsgeld oder -gutscheine.
Deutschland, Land der steten Verbesserung des Kindeswohls. Allein die Wärme und Fürsorge für unsere Erstgeborenen stieg von 1999 auf 2000 um 7,8 Prozent, von 2001 auf 2002 um 11,6 Prozent, von 2006 auf 2007 um ein paar Hundert Prozent, 2008 auf 2009 nochmals um 6,5 Prozent.
Wie bitte, Sie haben davon nichts bemerkt? Bei den Teenagern vom Wohnblock gegenüber haben Sie immer noch das Gefühl, Gewaltvideos und Alkohol gehören zum Alltag? Der eigene Nachwuchs quält sich nach wie vor mit lustlosen Kindergärtnerinnen respektive Lehrern herum? Sie glauben immer noch, unsere Gesellschaft könnte sich besser um Kinder kümmern? Dann gehören Sie zum (gottseidank immer noch großen) Teil der Elternschaft, die Steigerungen beim Kindergeld, Elterngeld oder anderen Zahlungen nicht mit Fürsorge fürs Kind verwechseln.
Anders Ministerpräsident Horst Seehofer und Bundesfamilienministerin von der Leyen: Als gäbe es keine sozialen Brennpunkte, keinen Mangel an Betreuungseinrichtungen und keine überforderten Schüler, diskutieren sie über unsinnigen Schnickschnack wie Betreuungsgutscheine oder Betreuungsgeld. Aber ob man Geld oder Gutscheine mit der Gießkanne übers Land verteilt – geholfen ist damit immer gleich wenig. Kinder zu unterstützen ist mal horrend teuer, mal kostet es gar nichts, etwa, wenn unsinnige Strukturen im Erziehungssystem geändert werden. Die geplanten breit angelegten Wohltaten für Eltern haben mit der Unterstützung für Kinder nichts, aber auch gar nichts zu tun.
- Themen:
- Horst Seehofer