Gelassenheit!?

Erst das Lohn-Plus, dann die Fahrpreis- Steigerung? - Georg Thanscheidt, stellvertretender Chefredakteur der AZ, über den MVG-Streik.

Am Dienstag ist er mal wieder ganz besonders gefragt, der Dreisatz des Öffentlichen Personennahverkehrs: „Gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und dieWeisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Wer dieses MVV-, bzw. MVG-Mantra (das eigentlich vom US-Theologen Reinhold Niebuhr stammt und auch Anonymen Alkoholikern bei dem Weg in die Abstinenz hilft) wirklich beherzigt, bleibt wohl weise daheim.

Denn an dem Warnstreik kann der Möchtegern-Fahrgast wahrlich nichts ändern.

Allen anderen empfiehlt sich, Verzögerungen und Verspätungen gelassen hinzunehmen und sich über die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Spaziergang oder zu einer ungewöhnlichen Fahrgemeinschaft zu Freude.

Da möchte auch die AZ nicht abseits stehen und ist am Dienstag mit einem extra gemieteten Großraum-Taxi in München unterwegs, um solche Weggefährten unverhofft zusammenzuführen.

Zwar haben die meisten Fahrgäste Verständnis für die Forderungen der MVG-Beschäftigten, die real seit fünf Jahren kein Plus mehr am Fuße des Lohnzettels gesehen haben.

Pünktlich zur Arbeit kommen wollen die Kunden trotzdem. Und einige fragen sich, ob zu Beginn des lang angekündigten Abschwungs eine Forderung von fast zehn Prozent mehr Gehalt realistisch ist.

Zudem wird bei vielen das Verständnis – und damit wohl auch die Gelassenheit – ein Ende haben, wenn ein solches Lohn-Plus der Beschäftigten zu entsprechenden Fahrpreis-Steigerungen führt.