Gehaltszettel 2011: Minus für fast alle

Von wegen mehr Netto vom Brutto, wie es die Bundesregierung versprochen hat. Der erste Gehaltszettel 2011 beweist: Vor allem Geringverdiener bekommen weniger, die Topverdiener aber nicht.
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MÜNCHEN - Von wegen mehr Netto vom Brutto, wie es die Bundesregierung versprochen hat. Der erste Gehaltszettel 2011 beweist: Vor allem Geringverdiener bekommen weniger, die Topverdiener aber nicht.

Heinz Mustermann, verheiratet, 2 Kinder, Steuerklasse III, wird enttäuscht sein: Von seinem Bruttogehalt von 3335 Euro bekommt er im Januar plötzlich weniger heraus. 7,50 Euro büßt er ein. Aufs Jahr gesehen macht das 90 Euro aus. Ärgerlich.

Wie Familienvater Mustermann werden Millionen Arbeitnehmer wenig begeistert sein, wenn sie jetzt die ersten Lohn- und Gehaltszettel des neuen Jahres in die Hände kriegen. Da steht es dann schwarz auf weiß: Vom Brutto bleibt den allermeisten im Januar definitiv weniger übrig. 2011 bringt ein Minus für die Mehrzahl der Beschäftigten, die gesetzlich krankenversichert sind. Von wegen mehr Netto vom Brutto, wie es die Bundesregierung versprochen hat.

Unterm Strich wird ein Großteil der Arbeitnehmer bis zu 94 Euro weniger Lohn in der Tasche haben, hat Norbert Rehr, Spezialist für Gehaltsprogramme bei der Nürnberger Datev berechnet. Es gibt eine soziale Schieflage, weil es vor allem Familien mit kleinen bis mittleren Einkommen trifft, nicht die Topverdiener.

Grund für die Mehrbelastung für fast alle: Krankenkasse und Arbeitslosenversicherung sind zum Jahreswechsel teurer geworden. Der Beitragssatz für Kassenpatienten ist von 14,9 auf 15,5 Prozent nach oben gesprungen. Die Arbeitslosenversicherung hat sich von 2,8 auf 3,0 Prozent verteuert.

Dass dieses Jahr die Steuerlast eigentlich weniger drückt, weil mehr Kosten zur Altersvorsorge absetzbar sind, fällt da unterm Strich kaum ins Gewicht, sagt Erich Nöll vom Bundesverband der Lohnsteuerhilfevereine. Kirchensteuer, die Verteuerung des täglichen Lebens, voraussichtlich weiter steigende Energiepreise und mögliche Zusatzbeiträge für die Krankenkasse dürften noch weitere Löcher reißen. Neu ist nämlich, dass jede Kasse nun beliebig hohe Extra-Beiträge verlangen darf - ein Fass ohne Boden für die Zukunft.

Dass speziell die mittleren und kleineren Gehaltsgruppen zur Kasse gebeten werden, liegt vor allem an der Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenversicherung. Die Messlatte ist 2011 von 3750 auf 3712,50 Euro gesunken. Bis zu dieser Summe wird allen der gleiche Prozentsatz für Sozialversicherungen abgezogen. Monatliches Einkommen, das darüber hinausgeht, ist beitragsfrei – egal ob 3720 oder 10000 Euro verdient wird.

Das gleiche Prinzip gilt auch in der gesetzlichen Renten- und in der Arbeitslosenversicherung. Berrit Gräber

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