Gefahr im Internet
Arno Makowsky, der Chefredakteur der Abendzeitung, über den Kampf gegen Kinderpornografie.
Eltern fällt es schwer, eine solche Albtraum-Geschichte überhaupt zur Kenntnis zu nehmen: Wieder einmal wird ein Kind vermisst und schließlich ermordet aufgefunden. Ob die achtjährige Michelle vorher sexuell missbraucht wurde, steht nicht fest, ist aber sehr wahrscheinlich. Völlig zurecht fahndet im Moment ein riesiges Polizeikommando nach dem Mörder.
Weniger spektakulär verläuft dagegen die Suche nach einer anderen Art Schwerkrimineller: Pädophile, die Kinderpornographie herstellen und verbreiten. Sicher, gerade gelang den Behörden ein Schlag gegen einen Kinderporno-Ring. Doch der Alltag der Fahnder muss frustrierend sein. Noch immer handeln Kriminelle im Internet weitgehend risikolos.
Dabei sind die Gesuchten widerwärtige Vergewaltiger und Kindesmisshandler. In Chats und Foren bieten sie ihre Dienste an, die Anonymität des Internets schützt sie. Längst ist die pädophile Szene gut organisiert und zu einem lukrativen Markt angewachsen. Der Vorsitzende des Kinderschutzbundes hat deshalb recht, wenn er fordert, dass die Polizei mehr Personal und mehr Spezialisten in diesem Bereich braucht.
Und die Eltern? Es reicht nicht, fassungslos einen Fall wie den von Michelle zu beobachten. Sie müssen ihren Kindern beibringen, auch der Gefahr im Internet zu begegnen. Das Beunruhigende ist ja nicht nur, dass es Hunderte von Kinderporno-Anbietern gibt. Sondern vor allem, dass Zehntausende in Deutschland diese Seiten jeden Tag anklicken.
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