Ganz schön nervös
Den christsozialen Wahlkampfstrategen in Staatskanzlei und Landesleitung scheint fünf Wochen vor der Wahl ganz schön die Muffe zu gehen. Markus Jox über die heftigen Wahlkampfattacken der CSU.
Den christsozialen Wahlkampfstrategen in Staatskanzlei und Landesleitung scheint fünf Wochen vor der Wahl ganz schön die Muffe zu gehen. Anders kann man sich wirklich nicht erklären, warum Beckstein, Huber, Haderthauer & Co. zur verbalen Blutgrätsche ansetzen – und den jeglicher Linksruckaktionen unverdächtigen Franz Maget in die Ypsilanti- Ecke drängen. Die bizarre Debatte um Stasi und Sozialismus, die die CSU offenbar glaubt führen zu müssen, ist maßlos, schäbig und intellektuell dürftig. Natürlich wird imWahlkampf-Endspurt mit knallharten Bandagen gekämpft, natürlich ist Politik ist nichts für Weicheier.
Und natürlich wäre jetzt die Zeit, um messerscharfe Argumente auszutauschen, kluge Konzepte auf den Tisch zu legen und – gewiss auch – Salz in offene Wunden der Kontrahenten zu streuen. Das derbe und alarmistische Vokabular indes, dessen sich die bayerischen Ober-Wahlkämpfer momentan befleißigen, schießt deutlich übers Ziel hinaus. Zwei Berliner Koalitionspartner, die sich in Bayern gegenseitig nur mehr Heuchelei, Unanständigkeit und Realitätsverlust an den Latz knallen, rufen bei der Bevölkerung am Ende doch nur Langeweile und Frust hervor.
Die Bürger des Freistaats haben ein Recht darauf, dass sich ihre Repräsentanten einen seriösenWettstreit um die schlausten, nachhaltigsten Konzepte für ihre Zukunft liefern. Die Probleme liegen auf der Straße: Man könnte ernsthaft über Bildung diskutieren, über die sozialen Sicherungssysteme oder über die Umwelt.Was stattdessen vorgeführt wird, ist die schiere ritualisierte Polemik. Schade eigentlich.