Fürbitten reichen nicht
Die Kirche mag auf Vergebung Gottes hoffen, von ihren Anhängern bekommt sie diese nicht. AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über den Umgang mit den Missbrauchsskandalen.
Jetzt also ist das Thema Missbrauch auch in den katholischen Gottesdiensten angekommen. In „Fürbitten“ nehmen sich die Priester der Opfer an, in den meisten Diözesen wurde am Karfreitag ein vorbereiteter Text vorgelesen. Das ist immerhin besser, als wenn die Stadtpfarrer das Thema komplett ignorieren würden. Aber mehr auch nicht.
Seit Monaten erschüttert der Skandal die katholische Kirche. In den Predigten kam das Thema bisher trotzdem kaum vor. Nach der Devise: Nur ja nichts Falsches sagen! Erst mit einem verordneten Entschuldigungs-Text spult man ein Minimal-Programm ab. Wer will es den Priestern verdenken? Ihr Chef in Rom macht es schließlich nicht anders.
Doch wenn nicht alles täuscht, kommt die Kirche damit nicht davon. Sie mag auf Vergebung Gottes hoffen, von ihren Anhängern bekommt sie diese nicht. In manchen Gemeinden hat sich die Zahl der Austritte vervierfacht, Kirchenmitarbeiter berichten von wütenden Anrufern, die täglich ihrem Ärger Luft machen.
Diesen Christen reichen ein paar Fürbitten nicht. Sie wollen eine ernsthafte Diskussion über die Konsequenzen des Skandals. Doch die bleibt die Kirche bis jetzt schuldig.
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