Für eine engere Union

Die AZ-Wirtschafts-Redakteurin Susanne Stephan über die Hilfe der EU für Portugal.
von  Susanne Stephan

Erst Griechenland, dann Irland, jetzt Portugal. Neben der frustrierenden Erkenntnis über die desolate Lage Lissabons sollte auch eine positive Nachricht zu uns durchdringen: Die Finanzmärkte haben mit nur mäßigen Kursbewegungen auf den SOS-Ruf Portugals reagiert. Das bedeutet: Sie haben mit einem Antrag und mit der prompten Zusicherung von Hilfen gerechnet. Und dies wiederum heißt: Die Botschaft, die die EU mit dem Rettungsschirm an Investoren und Spekulanten senden wollte – dass nämlich kein Euro-Land im Regen stehen gelassen wird – wurde verstanden.

Womit wir beim nächsten Schritt wären. Die Krisenbekämpfung in der Euro-Zone funktioniert, auch wenn sie der Bevölkerung der Schuldensünder große Opfer abfordert. Jetzt wäre es an der Zeit, die Wirtschafts- und Finanzunion enger zu knüpfen, um künftige Beinahe-Katastrophen rechtzeitig zu verhindern. Ein Anfang wurde gemacht, als die Regierungschefs der EU vor zwei Wochen beschlossen, den Rettungsschirm auszuweiten. Seitdem greifen schärfere Sanktionen gegen Staaten, die ihren Haushalt nicht in Ordnung bringen. Aber das reicht noch nicht – die Abstimmung zwischen den Euro-Ländern muss noch verbindlicher werden.

Es stimmt schon: Entscheidungsgewalt an die EU abzutreten ist nicht gerade ein Programmpunkt, mit dem sich Politiker ihrem Wahlvolk empfehlen. Trotzdem sollte das vermeintlich Unmögliche angesichts der aktuellen Probleme der Euro-Zone lauter als eben doch mögliche Option genannt werden.

 

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