Freude an Millimetern

Mikrometergenaues rechnen: Für eine Karriere als technischer Modellbauer braucht man Präzision und Liebe zum Detail
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Angehende Modellbauer müssen präzise arbeiten, wenn sie Modelle im Miniaturformat anfertigen.
dpa Angehende Modellbauer müssen präzise arbeiten, wenn sie Modelle im Miniaturformat anfertigen.

BONN - Mikrometergenaues rechnen: Für eine Karriere als technischer Modellbauer braucht man Präzision und Liebe zum Detail

Klein anfangen muss jeder mal. Für angehende Modellbauer gilt das erst recht: Sie müssen in der Lehre auf den Tausendstel Millimeter genau rechnen, wenn sie Architekturentwürfe oder neue Automodelle im Miniaturformat anfertigen. Bei der Arbeit ist Präzision und Liebe zum Detail gefragt. Bewerber müssen neben Fingerfertigkeit auch technische Begabung mitbringen.

Zum 1. August ist der Beruf neu geregelt worden: Seitdem gilt die Ausbildungsordnung für den Technischen Modellbauer. Ganz neu ist der Beruf aber nicht, erläutert Volker Paul vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Mit ihm werden die bisherigen Berufe des Modellbauers und des Modellbaumechanikers zu einem zusammengefasst.

Ab sofort können sich Azubis in drei Fachrichtungen spezialisieren: Sie lauten Anschauung, Gießerei sowie Karosserie und Produktion. Im ersten Bereich geht es darum, Modelle im Auftrag von Architekten oder Museen zu bauen, erklärt Paul. „Das kann aber auch der Prototyp einer neuen Kaffeemaschine sein.“

In Gießereien entwickeln Modellbauer Formen, mit denen in der Industrie benötigte Metallteile anschließend in Serie gefertigt werden. „Also etwa ein Motorblock von einem Auto“, erklärt Paul. Und im dritten Bereich müssen Modellbauer zum Beispiel die Ideen von Autodesignern umsetzen, die sich einen neuen windschnittigen Sportwagen ausgedacht haben.

Modellbauer müssen mit dem Computer quasi auf "Du" sein

Wer früher schon gerne Modellautos zusammengebastelt hat, ist deshalb in dem Beruf aber noch nicht unbedingt richtig. „Damit hat das herzlich wenig zu tun“, sagt Paul. „Heute ist das alles mit Hightech und dem Computer verwoben.“    Bewerber müssen daher gleich in zweifacher Hinsicht talentiert sein. „Es ist eine Kombination aus handwerklichem Geschick und technischer Auffassungsgabe nötig“, erklärt Albert Meßmann von der Industrie- und Handelskammer Regensburg. Denn häufig fertigen Modellbauer Entwürfe am Rechner mit Spezial-Software an, die sich am Bildschirm zwei- und dreidimensional darstellen lassen. Mit Hilfe solcher Daten können ein Holzmodell oder ein Kunststoffprototyp dann auch maschinell hergestellt werden.

Handarbeit gehört aber immer noch zum Alltag: „Früher hat man gedacht, dass bald alles nur noch am Computer gestaltet wurde. Pustekuchen!“, sagt Paul. Für Designer und Entwickler sei es immer noch wichtig, etwas in den Händen zu halten, wenn sie neue Entwürfe begutachten.

Angehende Modellbauer brauchen daher laut Volker Paul ein Verständnis für die verschiedenen Materialien, aus denen Modelle gebaut werden. „Und sie müssen immer noch den Umgang mit Maschinen lernen“, ergänzt Meßmann. So gehöre zur Lehre zum Beispiel das Spanen von Metall.

Auch wenn manche Auto- oder Flugzeugmodelle nur Spielzeuggröße haben, ist ihre Anfertigung keine Kleinigkeit. „Das ist Präzisionsarbeit“, sagt Paul. Nicht selten werde in Einheiten von einem Tausendstel Millimeter gemessen. Fehler können dabei teuer werden: „An so einem Modell hängt sehr viel Geld“, erklärt Meßmann.

Bewerber müssen zum einen gute Noten in Mathematik haben. „Generell bemängeln viele Betriebe, dass Bewerbern da die Grundlagen fehlen. Rechnerische Kenntnisse sind in dem Beruf aber besonders wichtig“, sagt Meßmann.

So dürften Bewerber keine Probleme mit dem Umrechnen von Maßeinheiten haben: Wer Dezimeter nicht richtig in Millimeter umwandeln kann, ist in dem Beruf falsch. „Und man muss mit dem Computer quasi per Du sein“, ergänzt Paul.

Der Modellbau ist eine Männerdomäne: 2007 lag der Frauenanteil in der Berufsgruppe laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg nur bei 4,2 Prozent. Und er ist ein Nischenberuf: Gerade einmal gut 7500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zählte die BA.

Entsprechend klein ist auch die Zahl der Lehrstellen: Nach dem Statistischen Bundesamt gab es 2006 in den zwei bisherigen Lehrberufen 258 neue Azubis, davon 37 Frauen.

Tobias Schormann

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