Frau mit Biss
Die Lokalredakteurin Anne Kathrin Koophamel über die erste Frau auf der Salvatorkanzel.
Als Revolution, als Bruchmit der Tradition, ja sogar als Weichspül-Variante wurde die Berufung Luise Kinsehers auf dem Nockherberg gesehen. Beurteilt wurde das weder nach ihrem bisherigen Kabarett, noch nach ihrem Debüt als Bavaria im Singspiel. Beurteilt wurde das einzig nach ihrem Geschlecht. Als erste Frau zieht sie auf den Nockherberg, und die Aufregung ist groß. Warum eigentlich?
Alle sprechen von Frauenquoten und von gleichen Gehältern. Davon, dass die Emanzipation eigentlich kein Thema sein sollte, sondern alltäglich. Und dann schafft es plötzlich eine Frau in eine reine Männerdomäne – und es wird diskutiert. Eva Demmelhuber hat als Singspielautorin über Jahre den Nockherberg mitgestaltet. Ihre weibliche Note in den Texten ist nie als besonders sanft aufgefallen. Warum soll eine Frau nicht genauso kritischmit Politikern umspringen wie ein Mann?
Warum soll sie nicht scharf und bissig sein, um dann mit einem Lächeln den Dolch noch tiefer zu stoßen? Sicher wird Kinseher den Nockherberg verändern, aber viel mehr dadurch, wie ihre Figur angelegt ist – als Bavaria, die in der Gegenwart weilt, und nicht als mittelalterlicher Bußprediger.
Kinseher selbst sagt, sie denke nicht darüber nach, eine Frau zu sein. „Das ist halt so.“ Für alle anderen sollte eine Frau auf der Salvatorkanzel ebenso selbstverständlich sein. Und sie wird sichmessen lassen müssen an den Auftritten von Größen wie Walter Sedlmayr und Bruno Jonas.
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