Fonds dicht, Geld weg?
MÜNCHEN - Bank streicht Anleger Überweisung fürs Altersheim – „ein Versehen“, heißt es bei dem Geldinstitut. Verbraucherschützer raten Immobilien-Fonds-Sparern, mit der Bank zu verhandeln.
Das Schreiben der SEB-Bank kam offensichtlich aus dem Textcomputer. „Sehr geehrter Kunde“, las AZ-Leser Alfred Horné, „der unten genannte Dauerauftrag konnte heute nicht ausgeführt werden.“ Horné solle die ausstehende Summer irgendwie anders auftreiben, „um eventuelle Nachteile zu vermeiden“.
1000 Euro monatlich, die der 80-Jährige braucht, um für sich und seine Frau die Kosten des Altenheims, in dem er wohnt, zu begleichen – so viel hätte die Bank eigentlich überweisen sollen. Vor zwei Jahren hatte der Senior sein Haus verkauft, danach investierte er auf Anraten seiner Kundenberaterin gut 200000 Euro in den offenen Immobilienfonds SEB Immoinvest. Der Vertrag mit der Bank sah vor, sagt Horné, dass monatlich 1000 Euro fürs Altenheim ausbezahlt würden.
Dann kam die Finanzkrise, der SEB Immoinvest sah sich außerstande, Anteile seiner Anleger zurückzunehmen. Horné, der bis dato „andauernd irgendwelche Schreiben der Bank“ mit warmherzigen Produktempfehlungen bekommen hatte, erhielt den wortkargen Ausdruck aus dem SEB-Computer.
„Ein Versehen“, teilt die Bank mit, als sie von der AZ auf den Vorfall angesprochen wird. Der Betrag würde dem Kunden sofort gutgeschrieben. „Selbstverständlich“ würden künftige Auszahlungen pünktlich geleistet. AZ-Leser Horné ist erleichtert – aber trotzdem wegen der Umgangsformen der Bank aufgebracht. Gerade in Krisenzeiten, meint er, sollten doch Geldinstitute eher Vertrauen in der Beziehung zu ihren Kunden aufbauen, anstatt sie rüde vor den Kopf zu stoßen.
Ein frommer Wunsch? Vielen Anlegern passiert zurzeit Ähnliches wie Alfred Horné – ob einem Versehen oder Kaltschnäuzigkeit des jeweiligen Geldinstituts geschuldet. Bei Schwierigkeiten könnte es „durchaus sinnvoll sein, mit der Bank zu sprechen“, sagt Nils Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. In manchen Fällen, wenn die Kunden über Risiken von Immobilienfonds getäuscht worden seien und jetzt nicht an ihr Geld kämen, könne sogar der Gang zum Anwalt nötig werden.
Manches Institut, das massenweise Gerichtsverfahren fürchtet, könnte in der Krise Kulanz beweisen. Zum Beispiel die Postbank: Rund 100000 Postbank-Kunden halten Anteile des Immobilienfonds CS Euroreal. Nachdem der Fonds die Rücknahme seiner Anteile aussetzte, bot die Postbank Hilfe an: Seien die Kunden „in einen Liquiditätsengpass geraten, weil sie Fondsanteile derzeit nur schwer verkaufen können“, will ihnen die Bank Anteile abkaufen. Susanne Stephan
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