Flausen-Bändiger

Seine neuen Feinde sitzen mit ihm am Kabinettstisch - AZ-Chefreporter Matthias Maus über Schäubles neues Amt.

Da schau her, der Herr Schäuble! Wer hätte gedacht, dass der einstige Merkel-Rivale mal zum Finanzminister und damit zu ihrem wichtigsten Mann werden würde. In diesen an grotesken Wendungen nicht armen Koalitionsverhandlungen ist die Personalie eine Überraschung.

Noch vor kurzem wurden Schäuble höchstens Außenseiterchancen zugebilligt. DochMerkel weiß, was sie tut. Schäuble ist loyal und und gerne bereit, sich unbeliebt zu machen. Nützliche Eigenschaften in einem Amt, in dem er all die irrlichternden Fantasten von Westerwelle über Brüderle bis zu Seehofer bändigen muss. Mit deren fiskalischen Flausen wird sich der unterkühlte Intellektuelle beschäftigenmüssen.

Das kann nur einer, mag sich Merkel gedacht haben, der mit allen Wasser gewaschen ist. Und das ist der Mann, der in der CDU-Spendenaffäre eine tragende und tragische Figur war, allemal. In einer Zeit, in der „Schattenhaushalte“ erfunden werden, darf sich der einstige Herr schwarzer Kassen rehabilitiert fühlen.

Der Badener, der zuletzt hauptsächlich sein Steckenpferd eines Bundeswehr-Einsatzes im Innern geritten hat, kann Sicherheitsdenken im neuen Amt gut brauchen. Als Innenminister sah er überall Bedrohung, im neuen Amt gibt es genügend konkrete Feinde. Sie sitzen alle mit ihm am Kabinettstisch. Sie sind eine riesige Herausforderung.