Finger weg!
Es gibt keine Alternative zur Rente mit 67 - Volker ter Haseborg, AZ-Redakteur, über den neuen Streit um die Rente mit 67.
Das Thema Rente eignet sich prima für den Wahlkampf. Deshalb spendiert die Bundesregierung den 20 Millionen Rentnern ab Juli eine Renten-Erhöhung.
„Das kann ich auch“, dachte sich SPD-Mann Florian Pronold. Er lässt wissen, dass die Rente mit 67 wegen der Finanzkrise wieder abgeschafft werden soll.
So einfach, so populär – so dumm. Hat nicht sein Parteichef Franz Müntefering die Rente mit 67 als Sozialminister eingeführt? Hat nicht Müntefering noch vor einer Woche auf dem Seniorentag versprochen, ein Zurück zur Rente mit 65 werde es mit ihm und der SPD nicht geben? Die SPD wirkt – wieder einmal – wenig glaubwürdig.
Doch der Streit um die Rente mit 67 zeigt noch mehr: Die Politiker begreifen die Rentenformel als Druckventil gegen schlechte Umfragewerte. Die Regierung hat den Riester-Faktor für die Jahre 2008 und 2009 ausgesetzt. Der Faktor berücksichtigt, dass die heutigen Arbeitnehmer mehr privat vorsorgen müssen als die heutigen Rentner früher. Und während die Beitragszahler in den nächsten Monaten sinkende Löhne befürchten müssen, garantieren die Parlamentarier: Die Rente ist sicher und wird nie sinken. Ist das Gerechtigkeit?
Es gibt keine Alternative zur Rente mit 67, wenn die gesetzliche Rente bestehen bleiben soll. Noch kommen auf jeden Rentner dreieinhalb Beitragszahler, in weniger als 30 Jahren werden es zwei Zahler sein – bei steigender Dauer des Rentenbezugs.
Deshalb muss die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zu den Rentnern steigen. An alle Politiker kann man nur appellieren: Finger weg von der Rente!