Finanzmärkte blicken auf möglichen US-Notenbank-Kurswechsel

Die US-Notenbank Fed steht möglicherweise erstmals seit Beginn der schweren Finanzkrise 2008 vor einer Drosselung ihrer Konjunkturmaßnahmen.
von  dpa

Washington - Fachleute rund um den Globus rechnen damit, dass die Federal Reserve am (heutigen) Mittwoch bekanntgibt, ihre monatlichen Anleihekäufe in Höhe von 85 Milliarden Dollar (64 Mrd Euro) leicht zu reduzieren.

Mit ihrer Mitteilung über den künftigen geldpolitischen Kurs wird gegen 20.00 Uhr deutscher Zeit gerechnet. Zudem legt die Zentralbank eine aktualisierte Wirtschaftsprognose für die USA vor, die erstmals auf 2016 blickt. Auch gibt der scheidende Fed-Chef Ben Bernanke seine wahrscheinlich vorletzte Pressekonferenz.

Die Entscheidung über die Geldpolitik fällt bei einer zweitägigen Sitzung des Offenmarktausschusses der Zentralbank, die am Dienstag begann. Finanzmärkte, Regierungen aber auch Sparer weltweit blicken gespannt auf konkrete Ankündigungen, aber auch auf mögliche Wegweiser für die kommenden Monate.

Die Kurse von Aktien, Währungen und Rohstoffen bewegten sich am Mittwoch daher zunächst eher wenig - Anleger warteten auf die Fed-Entscheidung. Nach einem etwas deutlicheren Auftaktplus stand der deutsche Börsen-Leitindex Dax zuletzt bei 8605 Punkten nur um 0,09 Prozent höher.

Möglich scheint, dass die Fed die derzeitigen Staatsanleihenkäufe in Höhe von monatlich 45 Milliarden Dollar auf 35 Milliarden senkt. Beim Erwerb von Pfandbriefen, die durch Immobilien besichert sind, könnte es hingegen bei 40 Milliarden Dollar monatlich bleiben. Auf diese Weise würden die Hypothekenzinsen stabil niedrig bleiben, damit die Erholung auf dem wichtigen Häusermarkt nicht abgewürgt wird.

Laut Experten wäre dieser erste Schritt zum Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vorsichtig genug, um Panik an den Börsen zu vermeiden. "Wir haben volles Vertrauen in die Fed, dass sie die Märkte durch diesen Prozess steuern wird", sagte das Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Benoit Coeure, der "Börsen-Zeitung" (Mittwoch).

"Ich mache mir keine Sorgen über das, was die Fed tut", sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Nagel dem Blatt. Zumal erwartet werde, dass sich die US-Zentralbank weiter langfristig zu dem seit Ende 2008 geltenden Niedrigzins knapp über null Prozent bekennt, der bei der Ankurbelung der Konjunktur helfen soll.

Die Fed hatte im vergangenen Jahr angekündigt, den Leitzins nicht anzuheben, solange die US-Arbeitsquote über 6,5 Prozent liegt. Derzeit beträgt sie 7,3 Prozent. Ebenfalls gegen einen tiefgreifenden Kurswechsel in der Geldpolitik spricht, dass die wirtschaftliche Erholung in den USA nicht so stark erscheint wie zuletzt erwartet worden war.

Ein leichtes Bremsen der Anleihekäufe könnte der Fed aber auch als Test dienen, um die Marktreaktionen zu beobachten. Als Bernanke im Frühjahr einen bevorstehenden Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik in Aussicht stellte, reagierten die Märkte sehr extrem. In mehreren großen Schwellenländern kam es nach dem Abzug von Investorengeldern sogar zu Währungskrisen.

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