Finanzmärkte atmen nach Zypern-Rettung auf

Zypern ist vorerst vor der Pleite gerettet, die Finanzmärkte atmen auf.
dpa |
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Frankfurt/Main/Nikosia - Nach zähem Verhandlungsmarathon hatten die internationalen Kreditgeber in der Nacht zum Montag doch noch ein Hilfspaket für das kleine Euro-Krisenland auf den Weg gebracht.

Anleger reagierten erleichtert: Der Euro konnte spürbar zulegen und sprang wieder über 1,30 US-Dollar, die Börsen verbuchten deutliche Gewinne. Zu gefragtesten Aktien gehören Bankenwerte, die zuletzt kräftig gelitten hatten.

Insgesamt halte sich die Freude jedoch in Grenzen, weil die Märkte auf eine Rettung in letzter Minute gehofft hätten, sagten Händler. Allerdings zeige der Zypern-Fall auch, dass die Eurozone ihre Krise noch längst nicht überwunden habe.

Der Euro stieg montagfrüh zunächst bis auf 1,3048 US-Dollar. Vor Bekanntgabe der Zypern-Einigung hatte die Gemeinschaftswährung noch fast einen halben Cent tiefer notiert. Im weiteren Tagesverlauf gab der Euro seine Gewinne jedoch wieder nahezu komplett ab und fiel knapp unter die Marke von 1,30 Dollar.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, sieht Zypern vor harten Zeiten: "Nun beginnt das, was bereits Irland, Portugal und Griechenland schmerzlich haben erfahren müssen: jahrelanges Sparen mit tiefen Einschnitten." Die Rezession habe gerade erst begonnen. "Euphorie ist deshalb fehl am Platze."

An den Börsenplätzen sorgte die Zypern-Einigung für zum Teil deutliche Kursgewinne. Der Deutsche Aktienindex (Dax) legte um mehr als einen Prozent zu und pendelte sich dann um die Marke von 8000 Punkten ein. Die Aktienmärkte Asiens reagierten in der Früh bereits positiv.

Der Nikkei-225-Index in Tokio etwa schloss um mehr als eineinhalb Prozent höher. Der EuroStoxx 50 zog im frühen Handel um 1,28 Prozent an. Zu den gefragtesten Branchen in Europa zählten Bankenwerte. Das passt laut Händlerin Sarah Brylewski von Gekko Markets ins Bild.: "Bisher waren Banken stets vorne dabei, wenn ein Rettungspaket zuvor beschlossen wurde."

An den Anleihemärkten gerieten sichere Anlagen, insbesondere deutsche Schuldtitel, moderat unter Druck. Riskantere Papiere profitierten hingegen. Die deutlichsten Kursgewinne verbuchten zehnjährige Staatsanleihen Griechenlands, das wirtschaftlich wie finanziell eng mit Zypern verbunden ist.

Anleihen der Krisenländer Italien und Spanien erhielten moderaten Zulauf. Im Gegenzug sank ihr Risikoaufschlag zu Bundesanleihen, die wegen der hohen Bonität Deutschlands als wichtigster Maßstab im Euroraum gelten.

Versicherungen gegen eine Staatspleite Zyperns (Credit Default Swaps, CDS) kosteten zu Wochenbeginn etwas weniger, allerdings immer noch mehr als vor dem Rettungsfiasko von vergangener Woche. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) Gold, das als Absicherung gegen krisenhafte Entwicklungen gilt, lag mit 1605 US-Dollar leicht im Minus. An den Devisenmärkten waren "sichere Häfen" wie der Schweizer Franken oder der japanische Yen etwas weniger stark gefragt.

Auch die deutsche Kreditbranche reagierte positiv. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich, sagte, die Sicherung von Kleinsparerguthaben sei ein wichtiges Signal. Zypern stabilisiere durch die Abwicklung seiner zweitgrößten Bank und die Restrukturierung der größten seinen Finanzsektor: "Damit begrenzt Zypern seinen Finanzsektor auf ein vertretbares Maß."

Das letztendlich beschlossene Rettungspaket ist nach Einschätzung der Berenberg Bank wesentlich besser als der erste Hilfsplan mit einmaligen Zwangsabgaben von Bankkunden, der vom zyprischen Parlament abgelehnt worden war.

Die Lösung, die am Ende den Zuschlag erhalten hat, trenne die Restrukturierung des Bankensektors von den staatlichen Finanzen und schone Kleinsparer, erklärte Volkswirt Christian Schulz. Allerdings berge der Stützungsplan für die Banken auch Gefahren. "Doch Zypern ist ein spezieller Fall", sagte er mit Blick auf Ansteckungsgefahren im Euroraum.

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