Fernbus: Den besten und günstigsten finden

Studie: Viele Fernbus-Kunden fuhren früher Bahn - was Sie bei der Suche nach dem besen Anbieter beachten müssen
Berlin – Viele Kunden von Fernbus-Anbietern haben sich einer Studie zufolge für den Bus von der Bahn abgewandt. 44 Prozent gaben in einer Umfrage an, früher mit der Bahn gereist zu sein, wie das auf Mobilität spezialisierte Marktforschungsunternehmen IGES in Berlin mitteilte.
30 Prozent der Fernbus-Nutzer seien früher mit Fernverkehrszügen wie dem ICE gereist und gäben nun dem Fernbus den Vorzug, 14 Prozent hätten früher vor allem Nahverkehrszüge genutzt.
Grund für die Entwicklung seien vor allem günstigere Fahrpreise beim Fernbus, die Anbindung auch kleinerer und mittlerer Städte und "die Vielzahl umsteigefreier Verbindungen", erklärte IGES-Bereichsleiter Christoph Gipp.
Allerdings führen nach wie vor viel mehr Menschen Bahn als Fernbus. 2013 seien Schätzungen zufolge bis zu neun Millionen Menschen Fernbus gefahren, während jedes Jahr etwa 130 Millionen Menschen mit dem Zug unterwegs seien.
Den IGES-Angaben zufolge erklärten in der Umfrage 38 Prozent der Teilnehmer, sie seien vom Auto zum Fernbus gewechselt. Bei zehn Prozent der Nutzer handele es sich um Neukunden, die früher nicht gereist seien,
Insgesamt ist die Zufriedenheit offenbar recht hoch: 85 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, sie seien mit dem Fernbus zufrieden oder sogar sehr zufrieden.
Allerdings wünschten sich laut IGES viele Kunden besser ausgestattete Haltestellen und ein verlässliches WLAN-Angebot in den Bussen. Für die Studie befragte IGES in Zusammenarbeit mit dem Buchungsportal fahrtenfuchs.de knapp 800 Menschen persönlich oder online.
Seit der Liberalisierung des Marktes zum 1. Januar 2013 dürfen private Anbieter im gesamten Bundesgebiet Linienverbindungen zwischen Städten anbieten. Zuvor durften Fernbusse nur auf Strecken eingesetzt werden, auf denen sie der Bahn keine Konkurrenz machten. Auch die Deutsche Bahn ist im Fernbus-Markt aktiv.
Im Jahr zwei nach der Liberalisierung des Fernbusmarktes haben die Anbieter ihr Liniennetz stark ausgebaut, die Fuhrparks aufgestockt und die Taktfrequenz erhöht. Auch die Zahl der Expressverbindungen und Nachtlinien nimmt zu.
Service und Komfort ähneln sich bei den verschiedenen Anbietern laut Stiftung Warentest stark. Vor der Buchung empfiehlt sich dennoch eine genaue Lektüre der Bedingungen. Der Fernbus-Check im Überblick:
Wie finde ich einen Fernbus-Anbieter?
Am einfachsten ist die Suche nach einem geeigneten Anbieter und einer geeigneten Verbindung über das Internet. Mit der Zahl der Anbieter ist auch die Zahl der Vergleichsportale gestiegen – darunter etwa busliniensuche.de, fernbusse.de, checkmybus.de oder fahrtenfuchs.de.
Sie listen Strecken und Preise auf und helfen über eine Eingabemaske bei der Suche nach der gewünschten Verbindung. Bei Klickbus können Verbraucher die Angebote vergleichen und direkt buchen. Ein Vergleich mehrerer Portale kann aber nicht schaden.
Was ist beim Anbietervergleich zu beachten?
Service und Komfort sind bei den verschiedenen Bus-Anbietern weitgehend gleich; Toiletten und Klimaanlage sind Standard – das kostenlose Internet lässt einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens IGES zufolge jedoch oft zu wünschen übrig.
Als wichtiges Vergleichskriterium bleibt der Preis. Dabei sollten Kunden auch die Bahn mit ihren Sparangeboten einbeziehen, rät Heidi Tischmann, Fernverkehr-Expertin des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland VCD
Für Kinder und Jugendliche gibt es meist Rabatt – aber zu unterschiedlichen Bedingungen. Auch Menschen mit Behinderung sollten sich genau informieren; die Begleitperson kann meist gratis mitfahren.
Vielfahrer bekommen bei manchen Anbietern günstigere Preise. Einberechnen sollten Fernbus-Kunden mögliche Sonderkosten wie Aufpreise für große Gepäckstücke bei einzelnen Anbietern. Entscheidend für die Auswahl kann auch die Frage sein, ob Haltestellen zentral gelegen und gut zu erreichen sind.
Wo gibt es Fahrscheine?
Wer im Internet nach seiner Verbindung gesucht hat, kann dort auch gleich sein Ticket kaufen. Gezahlt wird meist über Kreditkarte, Lastschrifteinzug oder das Bezahlsystem Paypal.
Den Fahrschein können sich Reisende am heimischen Computer ausdrucken. Manche Unternehmen bieten auch einen Ticketversand per Post oder schicken die Fahrkarte virtuell mit QR-Code aufs Smartphone.
Auch eine telefonische Buchung ist meist möglich. Für den ADAC-Postbus gibt es Karten auch in Filialen der Deutschen Post und einigen ADAC-Niederlassungen.
Ein Ticketkauf direkt vor Fahrtantritt beim Fahrer ist bei den meisten Unternehmen ebenfalls möglich. Allerdings gibt es dann keine Garantie, dass der Bus nicht schon ausgebucht ist.
Was passiert, wenn ich die Reise nicht antreten kann?
Die Stornierungs- und Umbuchungsbedingungen der Anbieter sind total unterschiedlich", warnt Martin Rammensee von busliniensuche.de. Deshalb sollten sich Reisende beim Ticketkauf informieren, wie das Unternehmen mit derartigen Anliegen umgeht.
Mal gibt es bei einer Stornierung Geld zurück, mal Reisegutscheine. Manche Unternehmen haben eine Stornierungs- oder Umbuchungspauschale festgesetzt, bei anderen richtet sich die Höhe der Gebühr nach dem Preis des gekauften Tickets.
Es gibt im Grunde so viele Varianten wie Unternehmen. Bei Streitigkeiten können sich Fahrgäste an die SÖP Schlichtungsstelle wenden.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat einige Fernbus-Anbieter wegen unzulässiger Klauseln im Kleingedruckten abgemahnt.
Wie umweltfreundlich sind Fernbus-Reisen?
Fernbusse gelten zusammen mit der Bahn im Vergleich zu Flugzeugen und Autos als umweltfreundliche Reisevariante. Wichtig ist dabei immer die Frage, ob die Busse oder Züge voll besetzt sind – denn nur dann verbrauchen sie pro Person und Kilometer besonders wenig Diesel oder Strom und stoßen damit auch die wenigsten Schadstoffe aus.