FDP überflügelt CSU

Seehofer trimmt die CSU in Passau auf links von der Mitte: Angela Böhm, AZ-Landtagskorrespondentin, über den Aschermittwoch
Das wird heute für die CSU ein bitterer Tag. Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit, dem Niedergang bei der Bundestagswahl und dem Desaster bei der BayernLB muss sie nun nach fast sechs Jahrzehnten auch noch die Lufthoheit über den politischen Aschermittwoch abgeben. Ausgerechnet Guido Westerwelle, der FDP-Chef und Vizekanzler, nimmt seinem Duzfreund Horst Seehofer beim schwarzen Hochamt der christsozialen Fundis in Passau die Butter vom Brot.
Den Ton gibt diesmal der neoliberale Wüter mit seinen Hartz-IV-Tiraden an. Herz- Jesu-Sozialist Horst Seehofer ist in die Defensive geraten. Der CSU-Chef weiß, dass Westerwelle in der bierdimpfeligen Dreiländerhalle vor den tausenden Hundertprozentigen Stimmung machen würde, mit seiner Rede zu Hartz IV, die er 80 Kilometer donauaufwärts in Straubing hält. Mit seinen Verbesserungen für die sozial Schwachen wird Seehofer bei seinem strammen Publikum keine Begeisterungsstürme hervorrufen. Das ist sein Problem.
Auch wenn er gegen Millionäre, Manager, Banker wettert, mit seiner Finanzsteuer punkten will und mit seinem Sozialpopulismus die Stimmung hochzupeitschen versucht. Seehofer will die bayerische soziale Volkspartei sein. Er trimmt die CSU auf links von der Mitte und lässt die andere Hälfte rechts liegen. Der Spagat, den einst Franz Josef Strauß und auch Edmund Stoiber bis zur Vollendung in Passau zelebrierten, liegt ihm nicht. Der Aschermittwoch in Passau war das Mekka der Konservativen. Um eine linke Union zu erleben, braucht aber niemand mehr dorthin zu pilgern.