Faires Bauen

"Auffallend oft gibt’s Hungerlöhne bei Vorzeige-Objekten": Katharina Rieger, Vize-Ressortleiterin Lokales, über Lohndumping am Bau.
Fünf Euro in der Stunde. Wer bietet weniger? An Lohndumping auf Münchner Baustellen hat man sich gewöhnt, so oft wird die Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamtes fündig. Bei Razzien stöbert sie regelmäßig Männer aus Osteuropa auf, die vielleicht 700 Euro im Monat verdienen. Oder, wie jetzt im aktuellen Fall, wohl auch noch an der Aussage gehindert werden sollen, indem sie schnell zurück in ihre türkische Heimat geschickt werden. Das sind keine unternehmerischen Tricks, das ist Betrug.
Das Muster ist immer das gleiche: Ein seriöser Bauherr vergibt einen Auftrag an einen Subunternehmer, der reicht ihn weiter an scheinselbstständige Subunternehmer – und keiner will am Schluss davon gewusst haben, unter welchen Bedingungen am Bau gearbeitet wird: Es werden keine Sozialabgaben gezahlt, die Stundenlöhne liegen bis zu 50 Prozent unter dem Bau-Mindestlohn von 12,85 Euro.
Auffallend ist, dass es sich oft um Renommierprojekte handelt, bei denen Arbeiter ausgebeutet werden. Sei es die Messestadt Riem. Die Versicherungskammer Bayern. Der neue ADAC-Hauptsitz. Dabei wird eines deutlich: Durch die Kaskade der Subunternehmer fühlen sich Auftraggeber offenbar befreit von der Verantwortung dafür, wie ihre Vorzeige-Objekte gebaut werden. Doch die lässt sich nicht delegieren. Der Imageschaden, den Ausbeutung auf Großbaustellen verursacht, sollte nicht unterschätzt werden. Doch wer seine Verantwortung wahrnimmt, könnte sie sogar für ein Marketing nutzen, das „Fairness“ nicht nur als pure PR-Luftblase begreift.