EZB-Direktor Asmussen dämpft Zinssenkungserwartungen

In der Debatte um noch niedrigere Leitzinsen im Euroraum hat EZB-Direktor Jörg Asmussen die Erwartungen in den Krisenländern gedämpft.
von  dpa

Frankfurt/Main - "Die Wirkung einer Zinssenkung wäre in den Peripherieländern begrenzt. Dort würde sie aber am ehesten gebraucht", sagte der ranghohe Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) in London. Unter anderem nannte er das Problem unterschiedlicher Kreditbedingungen im Währungsraum: mittelständische Unternehmen in Ländern wie Spanien oder Italien müssen zurzeit höhere Zinsen für Bankkredite zahlen als in Deutschland.

Zugleich würde ein solcher Schritt die historisch günstigen Finanzierungsbedingungen in den Kernländern - der Leitzins verharrt seit Monaten auf dem Rekordtief von 0,75 Prozent - zusätzlich lockern: "Das ist kein Problem per se - aber langfristig führen zu niedrige Zinsen zu Verzerrungen." Asmussen sprach etwa von negativen Folgen für das Wachstum. Zudem wirke sich zu billiges Geld negativ auf die Reformbereitschaft von Regierungen oder Banken aus: "Die Kosten sehr niedriger Zinsen sind real, und sie steigen mit der Zeit."

Asmussen sieht die Möglichkeiten der Geldpolitik im aktuellen Umfeld ohnehin als begrenzt an: "Geldpolitik ist keine Allzweckwaffe gegen jede Art ökonomischer Krankheit", sagte der deutsche Vertreter im EZB-Direktorium. Die Notenbank habe viel getan, um die Finanzausstattung der Geschäftsbanken zu verbessern. Aber es gebe derzeit noch andere Hürden, die die Kreditvergabe behindern, etwa eine erhöhte Risikoscheu oder eine geringe Nachfrage nach Bankkrediten. "Das ist der Punkt, wo unsere Verantwortung endet und die von Regierungen und anderen EU-Institutionen beginnt."

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