Experte: Hoher Dispozins hat auch pädagogischen Nutzen

Dürfen Banken hohe Dispo-Zinsen für das Konto-Überziehen verlangen? Nein, meinen Verbraucherschützer - weil sich die Banken selbst Geld supergünstig leihen können. Ja, sagt hingegen der Chef der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken - auch aus pädagogischen Gründen.
dpa |
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München - Hohe Zinsen für die Überziehung eines Kontos hätten auch einen erzieherischen Nutzen für die Kunden, sagte Stephan Götzl, der als Genossenschaftspräsident an der Spitze der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken steht, der Nachrichtenagentur dpa in München. "Die Zinsen sind ein Warnsignal an die Kunden, ein Ausrufezeichen das zeigt: "Du hast eine Grenze überschritten.""

Kein Kunde sei gezwungen, den Dispo in Anspruch zu nehmen - und niemand zwinge die Banken, diesen überhaupt anzubieten. "Es gibt kein Grundrecht auf einen Dispo." Seit der Finanz- und Schuldenkrise hätten Verbraucherschützer den Banken vorgeworfen, nur auf ihren Profit zu achten und das Wohl der Verbraucher außen vor zu lassen. Mit der Forderung nach günstigen Überziehungskrediten sei vielen Kunden aber nicht geholfen, da sie damit zum Konto-Überziehen verführt werden.

Die Geldinstitute in Deutschland stehen wegen der anhaltend hohen Dispo-Zinsen seit Monaten in der Kritik. Verbraucherschützer werfen ihnen vor, trotz historisch niedriger Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) bei den Kunden abzukassieren. Nach einer Umfrage der Stiftung Warentest verlangen die Banken von ihren Kunden bis zu 15,32 Prozent Zinsen für Überziehungskredite, obwohl sie sich selbst für 0,75 Prozent Geld leihen könnten. Als Negativ-Beispiel nannten die Verbraucherschützer mehrere Volks- und Raiffeisenbanken, die besonders hohe Zinsen verlangten.

Götzl widersprach dem Vorwurf, dass die Banken sich mit Überziehungszinsen die Kasse füllten. "Das ist für uns ein Blanko-Kredit - ein schwer zu kalkulierender Finanzpuffer, der Geld kostet." Anders als etwa Immobilienkredite müssten die Überziehungskredite vollständig mit Eigenkapital hinterlegt werden, da das Ausfallrisiko für die Banken viel höher sei als bei anderen Krediten. "Das ist ein tiefrotes Geschäft für uns." Im Gegensatz zu Großbanken finanzierten sich die Volks- und Raiffeisenbanken auch nicht bei der EZB, sondern aus den Einlagen ihrer Kunden.

Aus Sicht von Götzl sind Überziehungskredite ein Service, um den Verbrauchern kurzfristig mehr finanziellen Spielraum zu gewähren. Wenn sich aber zeige, dass ein Kunde über einen längeren Zeitraum mit seinem Konto im Minus steht, biete die Bank ihm einen günstigeren Ratenkredit an. Auch eine Schuldnerberatung sei bei den Volks- und Raiffeisenbanken möglich.

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