Euro auf Höhenflug: Billig reisen mit der teuren Währung
MÜNCHEN - Der Euro ist so stark wie noch nie in diesem Jahr. Das macht Reisen in viele Länder deutlich billiger - vor allem in die USA. Es kann aber dem Aufschwung schaden. Stärkster Exporteinbruch in der Geschichte der BRD
Der Flug nach New York schon für 350 Euro, nach Miami ab 500 Euro – wer derzeit einen Trip in die USA plant, hat gute Karten. „Die Flugpreise in die Staaten sind so günstig wie noch nie seit der Euro-Einführung“, sagt Angela Trampert, Inhaberin des Münchner Reisebüros Tourcenter, das sich auf USA-Reisen spezialisiert hat.
Über mangelnde Kundschaft kann Trampert daher auch nicht klagen. „Der starke Euro rettet uns über die Krise.“ Seit Wochen klettert die Einheitswährung nach oben. Gestern erreichte der Euro mit über 1,48 Dollar ein neues Jahreshoch gegenüber der US-Währung. Welche Folgen hat das für Wirtschaft und Verbraucher? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Warum steigt der Euro so stark? Zwei Dinge treiben die Währung nach oben. Zum einen: „Die höheren Zinsen in Euroland locken Anleger an“, erklärt Armin Mekelburg, Währungsexperte bei Unicredit. Die Amerikaner fahren seit Dezember eine Nullzins-Politik. Hinzu kommt: Die Konjunkturaussichten für Europa sind deutlich besser. Auch das zieht Investoren an. Gute Wachstumsaussichten lassen seit Wochen auch die Aktienmärkte steigen. Gestern kratzte der Deutsche Aktienindex an seinem Jahreshoch.
Was bedeutet der starke Euro für die Verbraucher? Sie können in Nicht-Euroländern günstig einkaufen – etwa in den USA. „Viele nutzen die Dollarschwäche, um zum Shopping in die Staaten zu fliegen“, sagt Angela Trampert. Motto: „Mit leerem Koffer hin, mit vollem zurück.“ Gefragt seien Städtereisen nach New York, Boston oder Washington.
Gibt es noch andere Billig-Länder? Auch Großbritannien ist derzeit günstig. Gegenüber dem britischen Pfund hat der Euro in einem Jahr 20 Prozent zugelegt. Billig zu haben sind auch türkische Lira, russischer Rubel, japanischer Yen und mexikanischer Peso. Teuer aus europäischer Sicht sind derzeit Australien und Neuseeland.
Schadet der starke Euro der Wirtschaft? Das ist gut möglich. Gerade, wenn die Konjunktur wieder Tritt fasst, sind die Exporte wichtig. Ein starker Euro schwächt jedoch den Export, weil heimische Waren fürs Ausland teurer werden. Gestern meldete das Statistische Bundesamt: Im ersten Halbjahr 2009 brachen die Ausfuhren so stark ein wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Das lag aber eher an der Wirtschaftskrise als am starken Euro. „Auf diesem Niveau ist der Euro noch keine Gefahr für die Konjunktur“, meint Experte Mekelburg.
Wie hoch klettert der Euro-Kurs noch? In den nächsten neun Monaten sieht Armin Mekelburg keine Trendwende. Er rechnet sogar damit, dass der Kurs 1,55 bis 1,60 US-Dollar erreichen wird. Da würde es dann richtig brenzlig für die deutsche Wirtschaft werden. Der höchste Wert bisher lag bei 1,604 US-Dollar.
aja