„Es wird noch weh tun“

Die Exporte brechen ein, die EU-Finanzminister sehen schwarz, die EZB denkt an Nullzinsen: Wie schlimm kann die Krise noch werden? Die AZ befragte Experten
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FRANKFURT/MÜNCHEN - Die Exporte brechen ein, die EU-Finanzminister sehen schwarz, die EZB denkt an Nullzinsen: Wie schlimm kann die Krise noch werden? Die AZ befragte Experten

Ist das Hilflosigkeit angesichts der schärfsten Wirtschaftskrise, die die Welt seit langem erlebt? Axel Weber, Chef der Bundesbank, forderte gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB), sie solle die Zinsen weiter senken – auf ein Prozent. Italiens EZB-Banker Lorenzo Bini Smaghi kann sich sogar einen Null-Zins in Europa vorstellen.

Was die Notenbanker aufschreckt: Die weltweite Krise könnte viel länger dauern als gedacht. Die EU-Finanzminister etwa halten es für „höchst unsicher“, dass das Wachstum 2010 wieder anspringt. Und die Fakten sind alles andere als ermutigend: Im Januar brachen die deutschen Exporte um 20 Prozent ein – das gab es seit 1992 nicht mehr.

Wie lange dauert die Krise noch und wann spüren wir ihre Auswirkungen so richtig? Die AZ hat Experten befragt.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank. „Der Tiefpunkt ist dann erreicht, wenn die Wirtschaft nicht mehr schrumpft. Das wird erst nach der Jahreswende der Fall sein. Aber auch danach wird es noch weh tun: In den nächsten 12 Monaten wird die Arbeitslosenzahl um 900000 steigen – und dann weiter zunehmen bis Ende 2010. Die große Entlassungswelle kommt also noch. Für den Mann auf der Straße beginnt die Krise erst jetzt.“

Roland Döhrn, Konjunkturchef RWI-Institut. „Wir erleben einen gleichzeitigen weltweiten Abschwung gekoppelt mit Verwerfungen im Finanzsektor. Solche Finanzkrisen können oft lange Rezessionen nach sich ziehen. Das Ganze wird sicher nicht in diesem Jahr ausgestanden sein. Schon gar nicht auf dem Arbeitsmarkt: Da erleben wir gerade erst den Anfang der Probleme.“

Kai Carstensen, Konjunkturchef Ifo-Institut. „Das laufende Quartal wird auf jeden Fall schrecklich. Und danach wird es ganz sicher nicht schnell bergauf gehen. Wegen der Konjunkturprogramme kann die Produktion zwar kurzfristig wachsen. Das ist dann aber nicht das Ende der Krise. Auch 2010 bleibt es trübe. Schon ab Mitte 2009 wird die Arbeitslosenzahl deutlich steigen – wenn die Firmen mit der Kurzarbeit an ihre Grenzen stoßen.“

Michael Bräuninger, Konjunkturchef HWWI-Institut. „Wir haben den Tiefpunkt bereits erreicht. Ab der Jahresmitte stabilisiert sich die Lage – aber auf niedrigem Niveau. Ab 2010 erwarte ich steigende Wachstumsraten. Dynamisch wachsen wird die Wirtschaft aber nicht.“

Jürgen Pfister, Chefvolkswirt BayernLB. „Das Schlimmste ist überstanden. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Wirtschaft weiter deutlich schrumpft. Die Inflation geht zurück. Das entlastet die Verbraucher. Und auch die Konjunkturprogramme werden helfen. Ab 2010 rechne ich mit positivem Wachstum. Wenn das eintrifft, wird es auch auf dem Arbeitsmarkt glimpflich abgehen.“

A. Jalsovec

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