Es bleibt aufregend
"Nicht nur für den Familien-Frieden: Nike gehört auch dazu!" AZ-Kulturredakteur Robert Braunmüller über die Wagner-Nachfolge am Grünen Hügel.
Aufhören, wenn’s am schönsten ist: Diesen Moment hat Wolfgang Wagner gründlich verpasst. Nun bleibt er doch nicht bis zu seinem 110. Geburtstag im Amt. Nach einer quälenden, seit 2001 immer wieder auflodernden Nachfolgedebatte gönnt sich der Patriarch einen halbwegs würdigen Abgang. Seine Ziel hat er jedoch dank eines ausgeprägten Altersstarrsinns erreicht: Die Gene seiner Wagner-Linie regieren weiter.
Wenn schon Tochter Katharina nicht allein nachfolgen darf, so hat sie im Stiftungsrat beste Chancen im Duo mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier. Das Tandem aus einer jungen, aufstrebenden, umstrittenen und geschichtsbewussten Regisseurin mit der Opernmanagerin wirkt zukunftsträchtig. Schon um des lieben Friedens willen wäre es sinnvoll, auch die dem Patriarchen verhasste Nike Wagner einzubinden.
Sie beklagt zu Recht die programmatische Erstarrung der Festspiele. Ohne innerfamiliäres Querfeuer wäre es leichter, die Zukunftsfragen Bayreuths anzugehen: Auf der Tagesordnung steht eine Sanierung der Finanzen, eine mediale Öffnung durch TV-Übertragungen, die Einbeziehung der Jugendwerke Wagners, eine leicht verlängerte Spielzeit und etwas mehr Fantasie beim Engagement von Sängern und Dirigenten. Auch mehr Transparenz bei der Verwendung öffentlicher Mittel in diesem Privattheater wäre anzuraten. Der alte Hausvater geht. Die Debatte um Bayreuth wird uns aber in Zukunft nicht in Ruhe lassen. Der Wagnerwahnsinn hat kein Ende.
- Themen: