Erst shoppen, dann sparen

Die Deutschen streichen in der Krise ihre Anschaffungspläne zusammen – aber erst einmal wird eingekauft
von  Abendzeitung
Einkaufswagen: Im Zweifel hilft ein Blick auf den Grundpreis, der am Regal ausgezeichnet ist. Er sagt, ob ein Produkt teurer wurde.
Einkaufswagen: Im Zweifel hilft ein Blick auf den Grundpreis, der am Regal ausgezeichnet ist. Er sagt, ob ein Produkt teurer wurde. © az

Die Deutschen streichen in der Krise ihre Anschaffungspläne zusammen – aber erst einmal wird eingekauft

MÜNCHEN Die Krise wird schlimm – theoretisch. Katastrophenmeldungen über Milliarden-Verluste führen bei den deutschen Verbrauchern zurzeit zu einem gespaltenen Bewusstsein: Sie wollen aus Angst vor dem Wirtschafts-Absturz ihre Ausgaben zwar zurückschrauben und erwarten eine ausgeprägte Flaute. Noch wird aber kräftig konsumiert, zur Freude des Einzelhandels. Die Branche freut sich über relativ stabile Umsätze.

Verkäufer optimistisch. Gemessen an anderen Branchen sind die Rückgänge in den Geschäften gering. „Die Krise hat sich noch nicht signifikant durchgeschlagen“, heißt es bei Karstadt. „Unser Geschäft ist weiterhin stabil“, sagt Sprecher Michael Scheibe. Auch der Handelsriese Metro (Kaufhof, Real) sieht noch keine Einbrüche im Deutschland-Geschäft. Die Geschäfte liefen sogar positiv, heißt es dort.

Der Blick aufs Konto beruhigt. Eine Untersuchung der Strategieberatung Simon-Kucher zeigt: Zwei von drei Menschen erwarten zwar, dass die Verbraucher in Deutschland heuer ihre Ausgaben für die Freizeit stark einschränken werden. Aber nur jeder Dritte plant, selbst in der Freizeit zu sparen. Möglicher Grund für die unterschiedliche Wahrnehmung: Solange die eigene Stelle noch sicher ist – und das ist er ja bei den meisten Deutschen – sehen die Menschen keinen Grund zur Panik. Gleichzeitig gehen sie davon aus, dass den anderen Verbrauchern die schlechten Prognosen aufs Gemüt schlagen.

Die neue Couch muss nicht unbedingt sein. In den kommenden Monaten könnte die leidlich positive Stimmung umschlagen. Fürs laufende Jahr haben die Konsumenten ihre persönlichen Budgets nämlich zurechtgestutzt (siehe Tabelle). Spitzenreiter bei den Spar-Plänen sind Möbel und Haushaltsgeräte, gefolgt von Ausgaben für Energie und für die Freizeit. Bei den Energiekosten dürfte eine Rolle spielen, dass die gesunkenen Öl- und Gaspreise das Sparen erleichtern.

Mit Schokolade durch die Krise. Optimistisch sind die Anbieter von Süßwaren, Schmuckwaren, Kosmetik und Büchern. Erfahrungsgemäß entschädigen sich die Verbraucher für gestrichene große Anschaffungen mit kleinen Freude: Einer Schachtel Pralinen etwa, einem Parfum oder einem guten Buch.

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