Erst Abwrack-Jubel, dann Katzenjammer

Der Topf ist fast leer: Die Abwrackprämie geht in den Endspurt. Im Jahr eins nach der Prämie droht dann aber der Absatzeinbruch - Gebrauchtwagenhändler und Werkstätten leiden schon jetzt.
von  Abendzeitung
Autohändler können ihre Werbung wieder abbauen
Autohändler können ihre Werbung wieder abbauen © dpa

Der Topf ist fast leer: Die Abwrackprämie geht in den Endspurt. Im Jahr eins nach der Prämie droht dann aber der Absatzeinbruch - Gebrauchtwagenhändler und Werkstätten leiden schon jetzt.

Die Deutschen wracken ab, was das Zeug hält. Acht Monate nach Einführung der Prämie von 2500 Euro pro verschrottetem Fahrzeug ist der mit fünf Milliarden Euro gefüllte Fördertopf fast leer, knapp zwei Millionen Autokäufe sind dann staatlich subventioniert worden. Voraussichtlich werden in diesem Jahr 3,5 Millionen Autos in Deutschland und damit deutlich mehr als 2008 (3,09 Millionen) verkauft. Rund 800.000 zusätzliche Käufe führt der Branchendienst Eurotax-Schwacke auf die Prämie zurück, mindestens 200.000 Käufer hätten sonst erst im kommenden Jahr zugeschlagen.

Dass die zuerst von der IG Metall propagierte Prämie den deutschen Automobilmarkt bewegt hat, ist unstrittig. Mitten in der schärfsten Wirtschaftskrise der Bundesrepublik hat etwa der VW-Konzern seinen weltweiten Absatz mit 3,65 Millionen Fahrzeugen in den ersten sieben Monaten des Jahres vor allem wegen der guten Inlandsnachfrage nahezu stabil halten können. Auch andere Volumenhersteller wie Opel und Ford haben sich dank der Prämie wacker geschlagen. Die ökonomischen Wirkungen der staatlichen Subvention sind aber wegen der Mitnahme- und Vorzieheffekte kaum exakt einzuschätzen. Und Autoexperten erwarten für die Zeit nach der Prämie einen deutlichen Absatzknick. Im Jahr eins nach der Prämie droht der Einbruch: Bis zu eine Million Fahrzeuge könnte das Minus betragen, sagt Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center der Uni Duisburg-Essen und vertritt damit das dunkelste Szenario.

Gebrauchtwagen bleiben auf Halde

In Deutschland würden damit nur noch 2,7 Millionen Autos verkauft. Im Vergleich zum Jahr 2008 wäre das ein Rückgang von über zwölf Prozent. Auch auf die Auslandsmärkte sollten die deutschen Autobauer keine großen Hoffnungen setzen, warnte der Auto-Professor. Die Abwrackprämien in Deutschland und anderen Ländern hätten zudem die Verbraucher an niedrige Autopreise gewöhnt. Die Schlacht mit den Rabatten - und nichts anderes war auch die Prämie in den Augen vieler Konsumenten - gehe weiter. VDA-Präsident Matthias Wissmann sieht hingegen die von der Politik angestrebte «Brückenfunktion» der Prämie erfüllt. Es werde aber zweifellos noch dauern, bevor wieder weltweit Verkaufs- und Produktionszahlen wie 2007 und 2008 erreicht werden könnten. Schon zur Laufzeit der Prämie sind auf dem Heimatmarkt aber neben den gestiegenen Umsätzen auch erhebliche Verwerfungen in dem umsatzstarken Wirtschaftszweig zu beobachten: Rund zwei Millionen Gebrauchtwagen stehen wie Blei auf den Händlerhöfen und verursachen den Händlern hohe Kosten. Nach der Marktanalyse von Eurotax-Schwacke haben vor allem Modelle der oberen Mittelklasse Wertabschläge von durchschnittlich 14 Prozent verzeichnet. Für die Eigentümer bedeutet das Wertverluste von jeweils mehreren tausend Euro.

Viele kauften erstmals einen Neuwagen

Auch die Werkstätten haben mit der runderneuerten Flotte deutlich weniger zu tun. Am härtesten trifft es auch langfristig die freien Schrauber, zu denen die Kunden in der Regel erst im fortgeschrittenen Autoalter wechseln: Viele traditionelle Gebrauchtwagenkäufer haben sich wegen der Prämie dieses Mal für einen neuen entschieden, der erst in vier oder fünf Jahren erstmals in einer freien Werkstatt landet. «Ein Großteil der neuen Kunden hat zuvor noch nie einen Neuwagen gekauft», bestätigt Thomas Böhm vom Importeursverband VDIK. Der Vorzieheffekt ohnehin geplanter Anschaffungen werde sich daher in Grenzen halten, hofft Böhm für die Zeit nach der Prämie. Ein weiterer Nachfrageschub könnte von den Unternehmen kommen, die sich 2009 bei der Anschaffung von Firmenwagen deutlich zurückgehalten haben. (Christian Ebner, dpa)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.