Erschreckend
"Verdrehungen und Unterstellungen am Rande der Realität": Anja Timmermann, AZ-Redakteurin, über die Äußerungen von Kardinal Meisner.
Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel schon von Claudia Roth verteidigt wird, scheint der Konfliktgegner relativ weit außen zu stehen in der gesellschaftlichen Bandbreite: Über die seltsamen Auslassungen von Kardinal Joachim Meisner kann man nur noch den Kopf schütteln. Dass er Bundeskanzlerin Angela Merkel inhaltlich kritisiert – mag sein. Doch Meisners Sätze lasen sich aus anderen Gründen erschreckend: sein offenkundiges Entsetzen, dass sie es überhaupt gewagt hat, Kritik am Papst auszusprechen. Sein offenkundiges Unverständnis, warum die Rehabilitierung von Holocaust- Gegnern ein Problem ist. Kurz zur Erinnerung: Wir leben nicht im Mittelalter, und sie hat nicht spaßeshalber gelästert, sondern in einem für Deutschland sehr heiklen Punkt eine ganz dringend erforderliche Klarstellung gefordert. Dafür soll sie sich entschuldigen?
Das andere Gespenstische an den Sätzen des erzkonservativen Kardinals sind seine seltsamen Unterstellungen und Verdrehungen, der Papst habe keinen Holocaust-Leugner rehabilitiert, und Merkels Mitarbeiter hätten ihr nicht gesagt, dass alles längst geklärt sei. Offenkundig bewegt sich Meisners Wahrnehmung sehr am Rande der Realität. Entsprechend seiner Position am Rand der Gesellschaft.
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