"Er ist eine Schande"

Wutaufstand gegen den Arbeitsdirektor der Bahn Norbert Hansen. Dieser meinte in einem Interview, dass ein Lokführer nicht mehr nur einen Zug steuern solle, sondern auch mal in den Abteilen aufräumen könne. Mehdorn selbst pfiff Hansen nun deutlich zurück.
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Die neue Bahn-Spitze: Chef Hartmut Mehdorn hat sich hat sich Ex-Gewerkschafter Norbert Hansen geholt.
ap Die neue Bahn-Spitze: Chef Hartmut Mehdorn hat sich hat sich Ex-Gewerkschafter Norbert Hansen geholt.

Wutaufstand gegen den Arbeitsdirektor der Bahn Norbert Hansen. Dieser meinte in einem Interview, dass ein Lokführer nicht mehr nur einen Zug steuern solle, sondern auch mal in den Abteilen aufräumen könne. Mehdorn selbst pfiff Hansen nun deutlich zurück.

BERLIN Wutaufstand gegen Norbert Hansen: Dass der bisherige Bahn-Gewerkschafter die Fronten wechselt und als Arbeitsdirektor zur Bahn geht, hatte schon für genug Empörung gesorgt. Dass er nun auch noch von Stellenabbau redet, lässt das Fass endgültig überlaufen – vor allem bei seinem bisherigen Lager. Der Ärger war so groß, dass Bahn-Chef Hartmut Mehdorn seinen künftigen Vorstandskollegen umgehend und deutlich zurückpfiff. Auch die Bundesregierung ist alarmiert.

Munter hatte der bisherige Transnet-Chef in einem Interview geplaudert: „Wir werden bei der Bahn weiter rationalisieren müssen. Und das wird in einigen Bereichen nicht ohne Personalabbau gehen.“ Das SPD-Mitglied forderte außerdem von seinen bisherigen Kollegen mehr Effizienz. „Es gibt mittlerweile viele regionale Bahngesellschaften, die zeigen, wie es gehen kann.“ Ein Lokführer sei dann nicht mehr nur verantwortlich, den Zug zu steuern, sondern könne auch mal in den Abteilen aufräumen.

Vorstandsjob als Belohnung?

Die Gewerkschaftsbasis tobt. Als einzige DGB-Gewerkschaft hatte Transnet unter Hansen die Teilprivatisierung befürwortet – der Vorstandsjob könnte die Belohnung dafür sein, heißt es bei den Gewerkschaftern. Umso mehr sind sie über Hansens neue Einlassungen (zu viel Personal, zu ineffizient) erzürnt. „Jetzt droht Krach, aber richtig“, so GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel, der bisher eng mit Hansen zusammengearbeitet hat. „Viele Kolleginnen und Kollegen gehen auf dem Zahnfleisch. Sollten entsprechende Pläne umgesetzt werden, leisten wir erbitterten Widerstand. Da zählen auch alte Kooperationen nichts mehr.“

Die dritte Lokführer-Gewerkschaft, die GDL, reagierte zynisch: „Norbert Hansen hat seine neue Rolle ja schon bestens verinnerlicht“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky.

Richtig in die vollen ging die Linkspartei, die im Westen zum Großteil aus Gewerkschaftern besteht. „Norbert Hansen ist eine Schande für die Gewerkschaften“, so Vizefraktionschef Werner Dreibus. „Jetzt lässt er die Maske fallen.“

Kein Personalabbau laut Mehdorn

Mehdorn selbst pfiff Hansen allerdings deutlich zurück. „Das sind Spekulationen, die an den Haaren herbeigezogen sind. Für einen Personalabbau gibt es keine Pläne und schon gar keine Beschlüsse“, erklärte der Bahnchef. „Richtig ist vielmehr, dass es im Zuge der Teilprivatisierung bis 2023 keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird.“

Daran erinnerte auch Vize-Regierungschef Thomas Steg. „Die Beschäftigungssicherung bis 2023 gilt. Dies ist für die Regierung ein zentraler Punkt, der nicht zur Disposition gestellt wird.“ Der Bahn-Vorstand möge die Widersprüche doch bitte unter sich klären.

Hansens bisherige Gewerkschaft Transnet wollte zunächst keine Stellung nehmen – man müsse erst einen neuen Chef wählen. Das passierte denn auch ein paar Stunden später: Ein Funktionärsgremium kürte Hansens Wunschnachfolger Lothar Krauß.

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