E.on soll drei bayerische Gaskraftwerke vom Netz nehmen
Laut der "Financial Times Deutschland" will der Stromriese E.on angeblich drei große Gaskraftwerke in Süddeutschland vom Netz nehmen - trotz drohender Versorgungsengpässe.
Düsseldorf - Deutschlands größter Energieversorger E.on will einem Medienbericht zufolge trotz erwarteter Engpässe in der Stromversorgung mindestens drei große Gaskraftwerke in Süddeutschland schließen. Die „Financial Times Deutschland“ (Montagausgabe) berichtete, der Energieriese plane in den beiden nächsten Jahren die Blöcke Irsching 3, Staudinger 4 und Franken 1 mit einer Gesamtkapazität von rund 1.400 Megawatt vom Netz zu nehmen. Der Konzern habe die Schließungsabsicht für die unrentabel gewordenen Kraftwerke bereits bei der Bundesnetzagentur angekündigt.
Ein Konzernsprecher sagte allerdings auf Anfrage von dapd, bisher gebe es noch keinen entsprechenden Beschluss im Konzern. Doch räumte er ein, E.on habe wie alle Kraftwerksbetreiber ein Problem damit, dass konventionelle Kraftwerke wegen der vorrangigen Einspeisung erneuerbarer Energien nicht mehr auf die Laufzeiten kämen, die ursprünglich geplant gewesen seien.
E.on-Chef Johannes Teyssen hatte bereits in der vergangenen Woche in einem Brief an die Aktionäre angekündigt, der Konzern werde angesichts der geringeren Auslastung und sinkender Margen „wenn nötig auch die Schließung von Standorten prüfen“. Dabei hatte die Bundesnetzagentur erst kürzlich ausdrücklich vor Kraftwerksstilllegungen in Süddeutschland gewarnt. „Ein Rückgang der Erzeugungskapazitäten im Süden Deutschlands kann nicht hingenommen werden“, sagte der Präsident der Aufsichtsbehörde, Jochen Homann, in der vergangenen Woche. Nach Einschätzung der Behörde würde dadurch das Sicherheitsniveau auf „nicht mehr akzeptable Werte sinken“.
Erneuerbare Energien drängen andere Kraftwerke aus dem Netz
Das Problem der Stromerzeuger: Wegen des Vorrangs für die Einspeisung erneuerbarer Energien müssen die konventionellen Kraftwerke immer häufiger heruntergefahren werden. Außerdem sinken die Margen der Stromproduzenten, weil der Ökostrom die Preisspitzen dämpft. Die „Financial Times Deutschland“ berichtete unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen, E.on ziele mit seiner Ankündigung auf eine Vergütung ab, die über den Stromverkauf hinausgehe: für die Bereitstellung der Generatoren als Notreserve. Die relativ ineffizienten Kraftwerksblöcke aus den 70er-Jahren seien im vergangenen Jahr nicht einmal 100 Stunden gelaufen.
Netzagentur-Chef Homann hatte bereits in der vergangenen Woche signalisiert, er halte es für „sinnvoll und notwendig“, über die Schaffung von Kapazitätsmärkten zu diskutieren, bei denen die Stromproduzenten schon für die Bereithaltung von Kraftwerkskapazitäten bezahlt werden – unabhängig von der Stromproduktion. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung ist die bayerische Regierung wegen der möglichen Kraftwerksstilllegungen alarmiert. Das bayerische Kabinett wolle sich in dieser Woche mit dem Thema befassen.
- Themen:
- Eon AG