Eon bietet Netze zum Verkauf an

Damit die EU-Kommission ein Verfahren wegen Marktmissbrauchs fallen lässt, will der Stromanbieter seine Hochspannungsleitungen verkaufen. Auch die Bundesregierung verhandelt in der Sache mit Brüssel.
Deutschlands größter Stromversorger Eon stellt die Weichen für den Verkauf seiner Hochspannungsnetze. Damit will der Konzern Zerschlagungsplänen der EU zuvorkommen. Das Unternehmen habe angeboten, die Netze zu verkaufen und Kraftwerksleistung von 4800 Megawatt abzugeben, teilte Eon am Donnerstag in Düsseldorf mit.
Ziel sei es, alle Auseinandersetzungen mit der EU-Kommission im Strombereich zu beenden. Die Behörde hat auf die Vorschläge Eon zufolge positiv reagiert. Käufer der Übertragungsnetze könne ein Betreiber sein, der nicht im Bereich der Stromerzeugung oder Stromversorgung tätig sei.
Kernpunkt eines EU-Plans
Über die künftige Eigentümer-Struktur im Wettbewerb und eine mögliche Zerschlagung der Konzerne - also die Trennung des Netzes von der Stromproduktion - berieten am selben Tag in Brüssel die EU- Wirtschaftsminister. Die Zerschlagung der Energieriesen ist Kernpunkt eines umstrittenen Plans der EU-Kommission. Er soll verhindern, dass zukünftig Erzeugung und Transport in einer Hand liegen.
Bei Vattenfall, einem der vier großen deutschen Versorger, wird ein Verkauf des Hochspannungsnetzes geprüft, bei RWE und EnBW abgelehnt. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos wandte sich erneut gegen eine von der EU-Kommission für mehr Wettbewerb verlangte eigentumsrechtliche Aufspaltung.
Merkel gegen Zwangsverkauf von Netzen
Auf der Jubiläumsfeier der Bundesnetzagentur sagte Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag, dass sie den Zwangsverkauf von Netzen nicht unterstützen werde. «Das ist kein Garant für Wettbewerb», betonte sie. Sie wolle keine europäische Regulierungsbehörde auf dem Energiemarkt, sondern eine europäische Zusammenarbeit. Verbraucherschützer erwarten positive Auswirkungen von dem geplanten Verkauf des Stromnetzes. Sie forderten von der Bundesregierung jedoch ein Konzept für die Trennung von Netz und Produktion. «Die Bundesregierung muss Vorschläge machen, wie eine ordentliche Netzinfrastruktur sichergestellt wird», sagte Holger Krawinkel, Energieexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, dem Berliner «Tagesspiegel».
Mehr Unternehmen für mehr Wettbewerb
Der von Eon geplante Verkauf seiner Höchst- und Hochspannungsnetze geht nach Auffassung des hessischen Wirtschaftsministers Alois Rhiel an den eigentlichen Wettbewerbs-Schwierigkeiten vorbei. Das schaffe keine spürbar sinkenden Strompreise, sagte der CDU-Politiker. «Damit die Strom-Endkundenpreise wirklich sinken, muss die Zahl der Stromproduzenten in Deutschland steigen», forderte Rhiel. Das sei Voraussetzung für echten Wettbewerb zwischen Kraftwerksbetreibern, für sinkende Großhandelspreise und für mehr Wettbewerb im Stromvertrieb. Nur so könnten private und gewerbliche Stromverbraucher entlastet werden. Rhiel will deshalb am 14. März im Bundesrat einen Vorstoß für einen staatlichen «wettbewerbs-stimulierenden Markt-Struktur-Eingriff» einbringen. (AP/dpa)