Entschädigung der Hitzeopfer kostet Bahn Hunderttausende
Berlin - Die Deutsche Bahn hat bereits 3.800 vom ICE-Hitzechaos betroffene Fahrgäste in einer ersten Stufe mit Reisegutscheinen entschädigt.
Die Kosten der Aktion beliefen sich auf 219.000 Euro, bestätigte ein Bahnsprecher am Samstag einen Bericht der „Bild-Zeitung“. Dazu kommen noch je 500 Euro Schadenersatz in bar für die hitzegeschädigten Fahrgäste, die sich ärztlich behandeln lassen mussten.
Der Sprecher erklärte, die Summe ergebe sich daraus, dass sich die Entschädigung auf den tatsächlichen Ticketpreis, also auch auf Sparpreise oder mit Bahncard bezahlte Fahrscheine, beziehe. Entschädigt werde in Form von Reisegutscheinen. So erhielten Fahrgäste, die in einer der rund 50 Zugverbindungen mit ausgefallener Klimaanlage gesessen haben, 50 Prozent ihres Ticketpreises. Wer ärztliche Versorgung benötigte, bekomme 150 Prozent des Preises und die Barentschädigung.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) verlangte Verbesserungen bei der Bahn. Der „BZ am Sonntag“ erklärte er: „Ich erwarte von der Deutschen Bahn, dass die Züge bei minus 40 Grad genauso zuverlässig fahren wie bei plus 40 Grad. Reisen muss komfortabel sein und darf nicht zum Gesundheitsrisiko werden.“
Die Ursachen der aktuellen Vorfälle müssten deshalb gründlich untersucht und beseitigt werden. Außerdem forderte der Minister, „Pünktlichkeit, Sicherheit, Sauberkeit, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit sind die obersten Prinzipien, die für das Bahnfahren in Deutschland gelten müssen“. Für einen Börsengang der Bahn sei die Zeit „nicht reif“.
Bahnkunden fühlen sich schikaniert
Ungemach droht der Bahn aber auch von anderer Seite. Wie der „Spiegel“ am Samstag vorab berichtete, häufen sich beim Eisenbahnbundesamt Beschwerden von Bahnkunden, die eine Entschädigung wegen Zugverspätung beantragt haben. Seit Sommer 2009 ist die Bahn verpflichtet, bei Fahrplanüberschreitungen vom mehr als 60 Minuten die Hälfte des Ticketpreises zu erstatten.
Der „Spiegel“ schreibt, dass schriftlich reklamierende Kunden in mehreren Fällen von der Bahn die Antwort erhalten hätten, sie sollten ihre Fahrkarte als Beleg einreichen. Nur so wäre eine Entschädigung möglich. Die meisten Kunden aber sollen das Ticket ihrer Beschwerde bereits beigefügt haben. Kunden fühlten sich schikaniert und vermuteten, die Bahn würde die Tickets verlieren „um Kunden von der ihnen „zustehenden Entschädigung“ abzuhalten.
Ein Sprecher des Eisenbahnbundesamtes, der Aufsichtsbehörde der Bahn, erklärte, die Problematik sei „derzeit Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens“. Laut „Spiegel“ strebt die Bahn für das Problem nun „eine kulante Lösung an“.
DAPD
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