Energiekonzept lässt Kosten steigen: Schock für Mieter
Bundeskanzlerin Angela Merkel stimmt die Bürger auf deutliche Steigerungen ein – wegen des Energiekonzepts sollen Vermieter mehr umlegen dürfen. Mieterbund rechnet mit bis zu 180 Euro mehr
BERLIN Wegen des Energiekonzepts werden die Mieten deutlich steigen – das hat Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich angekündigt: Um Eigentümer zum Sanieren zu bewegen, sollen sie die Kosten stärker als bisher auf den Mieter umlegen können – das könnte im Extremfall sogar zu einer Verdoppelung der Miete führen.
Was sagt die Regierung? Merkel findet höhere Mieten bei einer besseren Wärmedämmung gerechtfertigt. „Das findet natürlich nicht jeder auf den ersten Blick gut“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel der SZ. „Aber es ist doch verständlich, dass sich eine solche Investition für den Vermieter und den Mieter lohnen muss.“ Der Mieter habe dann ja niedrigere Energiekosten. Die Regierung will eine Änderung des Mietrechts rasch prüfen.
Was heißt das für den Mieter? „Das ist eine echte Bedrohung“, sagt Monika Schmid-Balzert vom Münchner Mieterbund. Bisher darf der Vermieter elf Prozent der Sanierungskosten auf die Jahresmiete umlegen. Das ist bereits happig: Eine energetische Voll-Sanierung inklusive Fenster, Dach, Anlagen kostet für eine 70-Quadratmeter-Wohnung rund 20000 Euro, so Ulrich Ropertz, Sprecher des deutschen Mieterbundes, zur AZ. Elf Prozent davon sind 2200, auf die Monatsmiete umgelegt 183 Euro. „Die durchschnittlichen Kosten für Heizung und Warmwasser liegen aber nur bei bei 80 Euro im Monat. Selbst wenn ich die auf null krieg, hol ich das nicht ein“, höhnt Ropertz.
Auf den Quadratmeter umgerechnet kostet die energetische Vollsanierung den Mieter rund vier Euro, so die Münchner Expertin. „Das bedeutet in günstigen Lagen eine Verdoppelung.“ Und das alles nach geltendem Recht – Merkel will ja, dass die Vermieter noch mehr umlegen können.
Und: Der Eigentümerverband Haus und Grund rechnet sogar mit umlegbaren Kosten von 9,11 Euro pro Quadratmeter (für eine Null-Emissions-Sanierung eines Mehrfamilienhauses mit sechs Einheiten). Das würde bei 70 Quadratmetern eine Erhöhung von 610 Euro nach sich ziehen. „Die Rechnung halten wir für völlig bescheuert“, sagt Mieter-Sprecher Ropertz. „Wer soll das noch zahlen? Die Menschen müssen ja auch essen.“ Im Osten und auf dem Land werden Vermieter teils schon heute ihre Wohnungen schwer los, da sind solche Aufschläge kaum durchsetzbar, glauben beide Miet-Experten. Anders sei es in Märkten wie München mit hoher Nachfrage.
Was sagen die Vermieter? Die finden Merkels Pläne „unerlässlich“, so Haus-und-Grund-Sprecher Alexander Wiech. „Sonst haben die Vermieter die Kosten und die Mieter den Nutzen.“ Wichtiger als ein höherer Prozentsatz sei aber der Abbau von Bürokratie: Bisher müsse man für umlegbare Kosten genau nachweisen, wie viel Energie womit gespart wird. Das lasse viele Vermieter zurückscheuen. Und das ist auch bisher der einzige echte Hebel, den Mieter haben, um sich zu wehren: nachweisen, dass im formalen Antrag etwas nicht stimmt, sagt Monika Schmid-Albertz. Sonst, so Ropertz, „bleibt nur die Abstimmung mit dem Möbelwagen“. tan.
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