Endzeit im Sauhaufen
AZ-Chefreporter Matthias Maus über den Zustand der Koalition
Wenn’s mal richtig schief läuft, dann nützen auch Erfolgsmeldungen nichts. „Durchbruch geschafft“, meldete die Koalition gestern, als seien die Kürzungsbeschlüsse für irgendjemanden Grund zur Freude. Natürlich möchte Schwarz-Gelb die Ergebnisse der Sparklausur als Ausweis der Handlungsfähigkeit verkaufen. Ankommen wird aber wenig mehr als Einschnitte ins Leben der Bürger. Dass aus dieser missmutigen Botschaft eine Aufbruchsstimmung entsteht, ist kaum zu erwarten.
Tatsächlich stehen die Zeichen auf Sturm für Bundeskanzlerin Angela Merkel, und der Ton in ihrer Truppe klingt nach Untergang. Wenn sich politische Gegner als Wildsäue, Gurkentruppe oder als pathologische Fälle verunglimpfen, dann ist das in Demokratien schlechter Stil. Was aber, wenn diese Beleidigungen unter Koalitionspartnern im Kabinettsrang hin- und herfliegen? Dann stellt sich die Frage, ob die Chefin, die doch „durchregieren“ wollte, nicht mittlerweile Chefin eines „Sau-
haufens“ ist.
Es mehren sich die Signale von Endzeit, und einen möglichen Termin für das Finale der Ära Merkel gibt es auch. Die schwarz-gelben Mandatsträger werden alle Hände voll zu tun haben, die Gemüter zu besänftigen, damit die Wahl von Christian Wulff nicht aus dem Ruder läuft. Allzu verlockend die Gelegenheit, am 30. Juni Denkzettel zu verteilen. Die Kanzlerin, die sich so gerne als als Präsidentin über den Unbilden des Tagesgeschäfts versteht, könnte scheitern, weil ihr ein echter Präsident abhanden gekommen ist. Das wäre mal eine Ironie der Geschichte.
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