Endstation Hotel Mama

Für viele gibt’s keine Alternative zum Kinderzimmer - Die AZ-Redakteurin Anne Kathrin Koophamel über Studenten, die noch bei den Eltern wohnen
Sie fahren Cabrio, essen Trüffelpizza, verprassen ihr Taschengeld im P1. Danach legen sich die Studenten ins gemachte Bett, daheim bei Mama. In München ist es ganz normal, bis weit über 30 bei den Eltern zu residieren – das zeigt ein neuer Immobilienbericht.
Statt auszuziehen, strecken die Studenten und Berufsanfänger ihre Markenschuhe unter dem Tisch der Eltern aus. Eine Entwicklung, die viele junge Menschen in die Schublade der Verwöhnten verbannt. Vor allem, wenn sie mal wieder eine Flasche Ruinart Rosé bestellen, im Golfclub, wo sie jetzt Mitglied sind. Für sie ist Hotel Mama optimal: Die Wäsche gebügelt, der Kühlschrank voll, das Badezimmer poliert. So will es das Klischee.
Doch es gibt auch die anderen. Diejenigen, die schon als Teenager im Supermarkt oder als Radlkurier jobbten. Die als Studenten Praktikumsplätze statt Badehandtücher in Palma de Mallorca besetzen. Eben diejenigen, denen die Eltern ein Leben ohne eigenes Einkommen nicht finanzieren wollen oder können. Für sie ist das Kinderzimmer keine Wahl, sondern die einzige Chance, sich bei einem Mietpreis von 13 Euro pro Quadratmeter ein Studium zu leisten. Im Studentenheim gibt es besonders für Münchner zu wenig Platz. Die WGs sind voll, eine eigene zu gründen, ist nahezu unmöglich.
In Wahrheit sehnen sich viele Bewohner des Hotels Mama danach, nachts mal nachhause zu kommen, ohne die Mutter im Bademantel vor sich stehen zu haben. Doch günstiger Wohnraum bleibt in München ein Traum.
Anne Kathrin Koophamel