Ende der Diva

Der künftige Orchesterchef wird ein Teamplayer sein müssen - AZ-Kulturredakteur Robert Braunmüller über das Aus für Christian Thielemann

Reisende soll man nicht aufhalten: Die Stadt hat um ihren Generalmusikdirektor Christian Thielemann gekämpft, aber sie hat sich nicht vor seinen maßlosen Machtansprüchen in den Staub geworfen. Thielemann, Herr des Bayreuther Hügels und als Spezialist für deutsche Romantik bei Spitzenorchestern weltweit begehrt (als Gast), braucht München nicht mehr. Aber auch die Münchner Philharmoniker haben ohne den genialen, aber streitbaren Chef eine Zukunft. Thielemann wollte auch das Programm der Konzerte bestimmen, bei denen er nicht am Pult steht, Intendant Paul Müller aber wollte diesen Teil der Orchesterarbeit vom Eigensinn des Kapellmeisters trennen und hatte den Kulturreferenten hinter sich.

Dass die vertragliche Festlegung der Machteinschränkung das große Ego Thielemanns kränken würde, nahmen Müller und Kulturreferent Hans-Georg Küppers offenbar billigend in Kauf.

Wer will, mag daraus Schlüsse auf den künftigen Chef der Philharmoniker ziehen. Es wird ein Teamarbeiter sein (müssen), keine Diva mit Weltruhm und spärlicher Münchenpräsenz. Gesucht wird ein Orchestererzieher mit überschaubaren Nebenaktivitäten, ein Mann (eine Frau?), dem die Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit des Klangkörpers am Herzen liegt.

Und nach Bruckner könnte auch Mahler wieder stärker ins Zentrum rücken. Er gehört wegen der Uraufführungen der vierten und achten Symphonie zur Tradition. Mit dem Mahler-Jahr 2011 könnte der neue Aufstieg zur Spitzenklasse beginnen.