Eklat, Mitarbeiter-Proteste, Macht-Spiele: Riesen-Chaos bei Porsche

Bei der entscheidenen Aufsichtsratssitzung bei Porsche bleibt einer der Haupt-Akteure einfach weg: Ferdinand Piëch schwänzte - und rief die Proteste der Porsche-Mitarbeiter hervor. Sie gingen gegen den mächtigen VW-Aufsichtsratschef auf die Straße.
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Räumt Gegner aus dem Weg: Ferdinand Piëch.
dpa Räumt Gegner aus dem Weg: Ferdinand Piëch.

STUTTGART - Bei der entscheidenen Aufsichtsratssitzung bei Porsche bleibt einer der Haupt-Akteure einfach weg: Ferdinand Piëch schwänzte - und rief die Proteste der Porsche-Mitarbeiter hervor. Sie gingen gegen den mächtigen VW-Aufsichtsratschef auf die Straße.

Der Patriarch sorgte erneut für einen Eklat: Ferdinand Piëch erschien gestern einfach nicht zur Aufsichtsratssitzung beim Sportwagenbauer Porsche. Ohne Begründung. Er schwänzte eine entscheidende Sitzung: Denn die beiden Eigentümerfamilien Porsche und Piëch berieten über die Zukunft von Porsche – und auf dem Werksgelände protestierten tausende für Porsches Eigenständigkeit.

Doch Ferdinand Piëch weiß: Die Zeit läuft für ihn, den starken VW-Aufsichtsrats-Chef, der im Machtkampf zwischen VW und Porsche die Karten in der Hand hält. Am Wochenende hatte VW die Gespräche über eine Fusion auf Eis gelegt und so signalisiert: VW braucht Porsche nicht. „Porsche braucht VW dagegen dringend“, sagt Stefan Bratzel, Automobilexperte an der Fachhochschule Bergisch-Gladbach. Die AZ erklärt die Positionen im Machtkampf der beiden Autobauer.

Die Probleme von Porsche

Die Sportwagenfirma sitzt auf einem gigantischen Schuldenberg. Neun Milliarden Euro Miese hat Porsche-Chef Wendelin Wiedeking beim Versuch angehäuft, Volkswagen mit Hilfe von riskanten Aktiengeschäften zu übernehmen. Ein Teil der Milliarden, mit denen Porsche bei Banken in der Kreide steht, soll demnächst fällig werden. Ein Porsche-sprecher dementierte das zwar. Wiedeking soll jedoch sogar bei der Bundesregierung um Staatshilfe nachgefragt haben – ein Vorstoß, der nicht nur beim Bund der Steuerzahler für Empörung sorgt.

Porsches Lage ist offenbar brenzlig: Bereits im März soll die Familie Porsche bei VW vorstellig geworden sein und dort um Geld gebettelt haben. Aber anstatt zu helfen, goss Piëch Öl ins Feuer: Er zweifelte öffentlich die Bonität von Porsche an – und er stellte Porsche-Chef Wiedeking in Frage. Der sucht verzweifelt nach einem finanzstarken Investor, um sich ohne Piëchs Hilfe aus der prekären Lage zu befreien. Auch etliche deutsche Banken hat Wiedeking wegen neuer Kredite abgeklappert – unter anderem die BayernLB. Nun soll eine Kapitalerhöhung das nötige Geld bringen.

Die Wut der Beschäftigten

Piëchs Provokation trieb gestern selbst die braven Porsche-Mitarbeiter aufs Werksgelände. Rund 6500 protestierten vor der Aufsichtsratssitzung für ihre Firma – und gegen Piëch. „Ja zur Familie Porsche/Piëch – nein zu F. K. Piëch“, hieß es auf Transparenten. Kopf der Demo: Porsche-Betriebsrats-Chef Uwe Hück. Er pochte bei der Kundgebung vehement auf Porsches Eigenständigkeit. Mit Erfolg: Die Familien Porsche und Piëch hätten ihm das zugesichert. Porsche stehe gut da, sagt Hück: „Wir werden wieder Gewinne machen.“

Doch im Machtpoker geht es auch um seine Position. Wird Porsche ein Teil von VW, verliert Hück an Einfluss. Die Porsche-Belegschaft jedenfalls steht hinter ihm: Die Stimmung bei den Beschäftigten sei kämpferisch, heißt es bei der IG Metall Stuttgart.

Die Situation von VW

Die Wolfsburger haben derzeit die Trümpfe auf ihrer Seite. Der Absatz läuft trotz Autokrise gut, VW hat elf Milliarden Euro Reserven. Das würde reichen, um Porsche zu helfen. „VW sollte aber alles vermeiden, um seine eigene finanzielle Situation zu verschlechtern“, warnt Experte Bratzel.

Hintergrund: Auch VW muss in der Krise das Geld zusammenhalten. Daher pocht VW-Chef Martin Winterkorn darauf, dass Porsche vor einer Fusion seine finanzielle Lage offenlegt. Eine Porsche-Übernahme dürfe die „finanzielle Stabilität von Volkswagen nicht gefährden“. Auch beim VW-Großaktionär Niedersachsen heißt es: „Die Stunde der Wahrheit für Porsche naht.“

Andreas Jalsovec

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