Einmal-Bonbon

"20 Millionen Wähler sollen gewogen gestimmt werden": Anja Timmermann, AZ-Redakteurin, über die deutliche Rentenerhöhung.
von  Abendzeitung

"20 Millionen Wähler sollen gewogen gestimmt werden": Anja Timmermann, AZ-Redakteurin, über die deutliche Rentenerhöhung.

Erstmal klingt es gut: 2,41 Prozent mehr Rente – das höchste Plus seit 15 Jahren. Dazu kommt die Senkung der Kassenbeiträge im Rahmen des Konjunkturpakets um 0,3 Prozentpunkte. Selbst wenn man die Inflationsrate von aktuell 0,8 Prozent abzieht, bleibt den Rentnern ein echtes Plus von rund zwei Prozent im Geldbeutel. Das ist nach all den Nullrunden und mageren Jahren ziemlich ordentlich.

So sehr es den Rentnern zu gönnen ist: Von Dauer wird die Freude nicht sein. Denn das üppige Plus ist vor allem ein Wahlkampfgeschenk. Weil man 20 Millionen Wähler gewogen stimmen wollte, hat die große Koalition an der Rentenformel so herumgeschraubt, dass das Plus höher ausfällt. Wenn die Rentenformel ab 2010 wieder regulär gilt, und dann auch noch die übliche Rechenbasis (die Lohnentwicklung) dank Krisenzeiten sehr viel schlechter ausfallen dürfte, ist die nächste Serie von Nullrunden absehbar.

Machen wir uns nichts vor und lassen wir uns von dem netten Einmal-Bonbon nicht täuschen: Das deutsche Rentensystem ist dankenswert verlässlich – in Krisenzeiten ein neugeschätzter Wert. Die Summen aber werden zum Leben immer weniger reichen und immer mehr zu einem bloßen Grundstock für das Nötigste. Auch wenn man es sich anders wünscht und den Älteren einen würdevollen Lebensabend gönnt: Eine üppigere Versorgung zahlt nicht irgendein anonymer Staat, sondern die Arbeitnehmer von heute. Und die bräuchten das Geld dringend, um es für das eigene Alter zu sparen. Denn ein solches Plus wie jetzt wird es wohl nie mehr geben.

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