Eine Höchststrafe
Tingelt er jetzt als Promi durch die Talkshows? - Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über die Freilassung von Christian Klar
Es geht nicht um Schuld, es geht nicht um Reue, es musste den Richtern allein um die Gefahr gehen, die von diesem Menschen ausgeht. Und weil Christian Klar seine mörderische Gefährlichkeit von einst nicht wieder erlangen wird, ist der wohl berüchtigtste lebende Ex-Terrorist bald auf freiem Fuß.
Richter und Staatsanwälte müssen nach dem Buchstaben des Gesetzes handeln, und in einem Rechtsstaat ist das gut so. Aber es gibt in dieser Sache nicht nur eine juristische Ebene, sondern auch eine moralische. Und auf der bleibt ein ungutes Gefühl.
Die Vorstellung, dass sich da einer als Held stilisiert, dass ein Mörder seinen Unwillen zur Reue öffentlich zelebrieren kann, dass er womöglich als Rebell gegen das „Schweinesystem“ durch die Talk-Shows tingeln wird, das ist schwer erträglich.
Und doch hat der Staat keine Wahl, wenn er seine Prinzipien nicht verraten will. Auf gesetzlichen Druck wird Klar niemals bereuen. Es gibt auch keine legale Methode, ihm die Antworten abzupressen. Er wird nicht sagen, wer geschossen hat. Klar ist unbelehrbar, das beweist er seit 26 Jahren, daran würde sich nichts ändern, wenn er bis ans Ende seiner Tage weggesperrt bliebe.
Draußen aber, auf Bewährung, da erlebt er einen anderen Staat als den, den er sich im Hass zusammenphantasiert. Einen Staat, in dem Gesetze auch für die gelten, die ihn verachten. Und er erlebt hoffentlich eine Gesellschaft, die ihm den Promibonus versagt und die einen wie ihn mit Nichtachtung straft. Auch das ist eine Höchststrafe.
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