Ein Totalschaden

"Jetzt hat die CSU also ein Alkohol- Problem": Georg Thanscheidt, der stellvertretende Chefredakteur der AZ, über Becksteins Maß-Rede und das Alkoholproblem der CSU.
von  Abendzeitung

"Jetzt hat die CSU also ein Alkohol- Problem": Georg Thanscheidt, der stellvertretende Chefredakteur der AZ, über Becksteins Maß-Rede und das Alkoholproblem der CSU.

Er wollte sich als Hüter bayerischen Brauchtums profilieren, mit Promille-Parolen die noch fehlenden Prozentpunkte zu 50 plus X einfahren – doch Becksteins tümelnde „Maß-Rede“ in Erding wurde zum Eigentor: Nicht weil er den Genuss von zwei Maß empfiehlt, sondern weil er nicht ausschließt, dass man sich danach noch hinters Steuer setzen kann.

Das ist natürlich blanker Unsinn – nur hat das Beckstein wohl nicht gemerkt. Und statt zu erklären, dass er vielleicht missverstanden worden sei, wiederholt er die Äußerungen gestern noch einmal im Bayerischen Rundfunk und lässt seinen Sprecher zudem erklären, dass die Wiesn-Maß eh schlecht eingeschenkt sei und deswegen nicht zu einem Überschreiten der Promille-Grenze führen könne.Was natürlich ebenfalls Unsinn ist.

Kein Wunder also, dass die Wirte vor Wut schäumen und sich Beckstein von der Opposition im Landtag und der Drogenbeauftragten der Bundesregierung maßregeln lassen muss. Jetzt hat die CSU also ein Alkoholproblem. Nicht weil sie gegen die aus bayerischer Sicht wahrlich überzogenen Anti-Alkohol-Pläne aus Berlin zu Felde zieht. Und diesmal auch nicht, weil eines ihrer hochrangigen Mitglieder mit 1,7 Promille in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt ist oder ein anderes mit 2,36 Promille einen Totalschaden baut. Diesmal ist es ein politischer Totalschaden, den Beckstein angerichtet hat:Wie soll jemand die Geschicke eines Landes lenken, der noch nicht einmal verinnerlicht hat, dass man sich nicht betrunken ans Steuer setzt?

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der AZ.

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