Ein Theatervollblut
Der Umbau als Chance für ein neues Profil am Gärtnerplatz: Robert Braunmüller, AZ-Kulturredakteur, über die Gärtnerplatz-Neubesetzung
In Bayreuth und Salzburg beginnt am Wochenende der Festspielwahnsinn. In der Münchner Staatsoper tobt er bereits seit Anfang Juli, als der bevorstehende Abschied des mit Klaus Bachler zerstrittenen Kent Nagano durchsickerte. An das schnucklige Gärtnerplatztheater dachte in den heißen Tagen keiner.
Mittlerweile brachte Kunstminister Heubisch dort eine seiner Kulturkühe vomGlatteis ans rettende Festland: Der Österreicher Josef Ernst Köpplinger wird das Haus ab Herbst 2012 durch die schwierige Umbauphase führen.
Die Vertragsunterzeichnung war allerdings ein Déjà-vu: Wie 2005, als der Heubisch-Vorgänger Goppel den aus Augsburg kommenden Ulrich Peters vorstellte, war viel vonwirtschaftlicher Kompetenz, Publikumsorientierung, klug gemachter Unterhaltung und Abgrenzung zur Staatsoper die Rede. Warum soll man es diesmal eher glauben als beim ersten Mal?
Köpplinger ist ein Vollblut-Theatermann und ein versierter Operettenregisseur, dessen „Gräfin Mariza“ am Gärtnerplatz bald ihre 50. Aufführung erleben wird. Seine Begeisterung wirkt ansteckend. Er will die Umbauphase als Chance nutzen. Eine andere Wahl hat er nicht. Vielleicht ist das sein Glück.