Ein Schwergewicht

Koch würde man nun auch den Aufstand gegen Merkel zutrauen - Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über die Konsequenzen aus der Hessen-Wahl.

Es gehört zu den ironischen Wendungen der Geschichte, dass ausgerechnet das Thema Glaubwürdigkeit Roland Koch einmal einen Wahlsieg bescheren würde.

Er, dem kreativer Umgang mit der Wahrheit wahrlich nicht fremd ist, profitiert von der Sturheit, der Ungeschicklichkeit und der Realitätsblindheit, mit der Andrea Ypsilanti die Volkspartei SPD fast ein Jahr lang als Geisel genommen hat.

Seit gestern ist Ypsilanti Geschichte, und auch Thorsten Schäfer-Gümbel wird von der Kultfigur zum Provinzpolitiker zurückgestuft.

Interessant sind Sieger, und die sind wichtig weit über die Landesgrenzen hinaus. Koch, das sagen nicht nur seine Fans auf der Wahlparty, wird zum Schwergewicht in der Union. Einer, der alles kann: den knochenharten Demagogen mit rechten Themen und den Arbeiterführer, der „um jeden Arbeitsplatz kämpfen will“ – je nach Stimmungslage.

Ob es einem passt oder nicht: Roland Koch ist ein Gewinner. Einer, dem alles zuzutrauen ist, übrigens auch ein Aufstand gegen die Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Wer weiß, was los ist in der Union, wenn das mit dem Krisenmanagement in der Finanzkrise nicht klappen sollte – oder wenn die Bundestagswahl im September danebengeht.

Roland Koch profitiert von den Fehlern der anderen – und er ist damit nicht allein. Die FDP, die sich so gerne als Alternative präsentiert, ist in Wahrheit wenig mehr als ein Auffangbecken für eine bürgerliche Klientel, denen Koch zu unseriös und die SPD zu unberechenbar ist.