„Ein Neubeginn ist dringend nötig“
Alles, was mit Ex-Chef Hartmut Mehdorn in Verbindung steht, schadet dem Bild der Bahn, sagt der Bahn-Experte Christian Böttger. Ein Neubeginn sei mit dem alten Vorstand deshalb nicht möglich.
Herr Professor Böttger, nahezu der gesamte Bahnvorstand wird ausgewechselt. Ein richtiger Schritt?
CHRISTIAN BÖTTGER: Ich begrüße das sehr. Mit dem alten Vorstand wäre ein Neubeginn nicht möglich gewesen. Und der ist dringend nötig.
Inwiefern?
Zum einen, weil das Vertrauen der Mitarbeiter in die Bahn nach der Datenaffäre erschüttert ist. Zum anderen ist das Bild der Bahn nach außen katastrophal. Salopp gesagt: 70 Prozent der Deutschen fahren nie mit der Bahn, aber 100 Prozent hassen sie.
Woran liegt das?
Daran hat die Ära Mehdorn einen gehörigen Anteil – und alles, was damit in Verbindung steht. Also auch die engen Vertrauten Mehdorns im Bahn-Vorstand, wie etwa Otto Wiesheu. Ein Neuanfang ist mit solchen Personen nicht denkbar.
Was werfen Sie Otto Wiesheu vor?
Er hat den verfehlten Kurs der Bahn politisch abgesichert. Mehdorn hat das internationale Logistikgeschäft ausgebaut zu Lasten des deutschen Schienenverkehrs. Hierzulande wurde desinvestiert, stattdessen floss Geld in chinesische oder rumänische Speditionen – verkehrspolitisch ein Unding. Wiesheu hat dafür gesorgt, dass die Politik das absegnete. Damit hat er letztlich dem Ansehen der Bahn in der Öffentlichkeit geschadet.
Was muss Grube ändern?
Er muss dafür sorgen, dass die Bahn von Mitarbeitern und Kunden wieder positiv wahrgenommen wird. Dazu sollte er auf Fahrgast- und Verkehrsverbände zugehen. Zu denen hat Mehdorn eine herzhafte Feindschaft gepflegt - ein fataler Fehler.
Interview: aja
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