Ein Nachwuchspolitiker mit Visionen

„Kellerassel? Kriechtier? Heuschrecke? Eintagsfliege? Dann lieber Hummel.“ Julia Lenders über Tierisches im Wahlkampf.
Warum kandidiert man für ein Parlament? Klar, da gibt es die regelmäßig steigenden Diäten. Und ein bequemes Finanzpolster für Polit-Pensionäre. Doch rein materialistische Gründe sollen hier niemandem unterstellt werden. Die Frischlinge unter den Kandidaten stellen sich doch mit Sicherheit auch deswegen zur Wahl, weil sie davon überzeugt sind, die besseren Mandatsträger zu sein.
Weil sie ihre Ohren näher an Volkes Stimme wähnen. Und weil ihr Herz für die richtig-wichtigen Themen brennt. So könnte man meinen.
Doch das Plakat eines Landtagskandidaten der Bayernpartei entlarvt diese Vorstellung gerade als romantische Gefühlsduselei. Thomas Hummel (25), Stadtrat in München, hält es eher pragmatisch. Er präsentiert sich schlicht als kleineres Übel und fragt die Wähler: „Kellerassel? Kriechtier? Heuschrecke? Eintagsfliege? Dann lieber Hummel.“ Na supi.
Die Aneinanderreihung könnte nahtlos fortgesetzt werden. Beulenpest? Cholera? Weltuntergang? Dann lieber. . . Sie wissen schon. Das sind mal schlagende Argumente! Es geht doch nichts über Nachwuchspolitiker mit tierischen Visionen.
Die Autorin ist Lokalredakteurin der Abendzeitung