Ein Horror-Szenario

Der Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über den Konflikt um die Hausarzt-Verträge.
von  Abendzeitung
Der Vize-Chefredakteur der AZ Georg Thanscheidt
Der Vize-Chefredakteur der AZ Georg Thanscheidt © Ronald Zimmermann

Der Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über den Konflikt um die Hausarzt-Verträge.

Was ist bloß in Bayerns Hausärzte gefahren? Sie verdienen gut, ihre Honorare sind überproportional gestiegen – und trotzdem drohen sie, am Mittwoch aus dem Krankenkassen-System auszusteigen. Die mögliche Konsequenz: Ab dem 1. April 2011 müssten alle Kassenpatienten in Bayern ihre Hausarzt-Behandlung selbst bezahlen – zusätzlich zu den Kassenbeiträgen, die ihnen vom Gehalt abgezogen werden.

Dass dieses Horror-Szenario Realität werden könnte, dafür sind vor allem Wolfgang Hoppenthaller, Chef des bayerischen Hausärzteverbandes, und Gesundheitsminister Philipp Rösler verantwortlich. Zwar haben nun die Kassen die umstrittenen Hausarztverträge gekündigt – verantwortlich für die Eskalation sind aber die unrealistischen Forderungen Hoppenthallers und seine überzogenen Streik-Aktivitäten. Ein Hausarzt in Bayern bekommt pro Patient und Quartal doppelt so viel wie sein Kollege in einem Bundesland ohne Hausärztevertrag. Auch deswegen lag das durchschnittliche Jahreshonorar von Hausärzten im vergangenen Jahr erstmals über 200 000 Euro und damit im Schnitt über dem der Fachärzte – ein Plus von sieben Prozent im Vergleich zu 2008.

Geschlossen wurden diese Verträge, um die Hausärzte als Lotsen im Gesundheitssystem zu installieren und so Geld zu sparen. Diesem Anspruch wurden sie bisher nicht gerecht, weshalb Rösler sie 2014 auslaufen lassen will. Das ist ein falscher Schritt – aber nicht der richtige Anlass, das deutsche Gesundheitssystem krankenhausreif zu schießen.

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