Ein Fest für Optimisten
Schreckensmeldungen, Horror-Szenarien - und das ausgerechnet im Advent, in der "staaden" Zeit: AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über Weihnachten in Zeiten der drohenden Krise.
Jetzt sind sie vorbei, die Tage der Geschenke-Herumrennerei, der Hektik und des Konsumterrors – der Advent also, den unsWerbepoeten und bajuwarische Gefühlsdusler gerne als „staade Zeit“ verkaufen. Steht der Christbaum schon? Liegt die Gans im Kühlschrank? Gut, dann können Sie jetzt mal kurz durchschnaufen und ein Gefühl zulassen, für das in den letztenWochen nur wenig Gelegenheit war: Freude aufWeihnachten.
Wie heißt der Spruch eines Reiseveranstalters? „Sie haben es sich verdient.“ Das passt ziemlich gut zuWeihnachten 2008. Zu einem strahlenden Fest, das für ein paar Tage die düsteren Aussichten auf das kommende Jahr aufhellt. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendein Institut irgendwelche schrecklichen Prognosen veröffentlicht, keine Woche, in der nicht ein oberschlauerWirtschaftsprofessor konstatiert, dass sich gerade das „Konsumklima eintrübt“ oder der superwichtige Dings-Index dramatisch nach unten rauscht. Bis jetzt spürt man als normaler Bürger davon wenig, aber wenn es genügend Experten und Politiker laut genug hinauströten, wird es schon eintreffen.
Die Kunst besteht darin, sich von all den Miesmachereien nicht komplett deprimieren zu lassen. Das Faszinierende anWeihnachten ist ja, welchen radikalen Optimismus dieses Fest ausstrahlt – obwohl man weiß, wie die Geschichte ausgeht, nämlich mit Leid und Tod. Davon können auch Atheisten etwas lernen.
Also: Die Untergangspropheten haben jetzt Pause. Und wir zünden ganz langsam die Kerzen an.