Ein Fest für Fälscher

Wiesnzeit ist Betrügerzeit: Wer mit der EC-Karte Geld abheben will, muss jetzt besonders vorsichtig sein – die ersten Geräte sind schon manipuliert. Wie Sie sich vor den Betrüger-Banden schützen können.
von  Abendzeitung
Rauf und runter: Damit letzteres nicht auch für Ihren Kontostand gilt, sollten sie beim Geldabheben genau hinschauen.
Rauf und runter: Damit letzteres nicht auch für Ihren Kontostand gilt, sollten sie beim Geldabheben genau hinschauen. © az

MÜNCHEN - Wiesnzeit ist Betrügerzeit: Wer mit der EC-Karte Geld abheben will, muss jetzt besonders vorsichtig sein – die ersten Geräte sind schon manipuliert. Wie Sie sich vor den Betrüger-Banden schützen können.

Es war alles wie immer: An einem Geldautomaten in der Münchner Innenstadt hob AZ-Leser Franz K. mit der EC-Karte 200 Euro ab. „Zwei Tage später rief mich meine Bank an“, erzählt er. „Die wollten wissen, ob ich in Thessaloniki Geld abgehoben habe. Ich war baff.“

Ohne es zu merken, ist K. Opfer von Betrügern geworden. Beim Geldziehen hatten sie seine Kontodaten ausgespäht, elektronisch an Komplizen in Griechenland weitergegeben und mit einer gefälschten Karte dreimal von seinem Konto Geld abgebucht – insgesamt rund 2000 Euro.

Was K. passiert ist, ist längst keine Seltenheit mehr. „Wir erleben derzeit eine Welle von Angriffen auf Geldautomaten, wie es sie bisher noch nie gab“, sagt Eduard Liedgens vom Bayerischen Landeskriminalamt. Alleine in der ersten Hälfte dieses Jahres haben Betrüger in Deutschland gut 500 mal an Geldautomaten Bankdaten abgegriffen. Das ist mehr als im gesamten Jahr 2007, heißt es von Seiten der Schadensbekämpfungsstelle der deutschen Kreditwirtschaft.

Die ersten Automaten dürften schon manipuliert sein

Und der Bundesverband deutscher Banken warnt: Gerade beim Oktoberfest ist die Gefahr an einen präparierten Automaten zu gelangen, besonders hoch. „Da gibt es sehr viele Gäste, die an einem für sie fremden Automaten Geld ziehen“, sagt Lars Tebrügge vom Bankenverband. Auch für Kripo-Mann Liedgens steht fest, dass Betrüger die Festzeit „höchstwahrscheinlich nutzen, um Angriffe zu starten.“ Soll heißen: Die ersten Automaten dürften bereits manipuliert sein.

Um an Kontodaten zu kommen setzen die Betrüger vor den Kartenschacht der Geldautomaten ein täuschend echtes Vorsatzgerät. Es liest die Magnetdaten von der Karte. Anschließend wird die PIN entweder über eine Mini-Kamera ausgespäht und per Funk weitergegeben. Oder die Betrüger benutzen einen Aufsatz für die Eingabetastatur. Die speichert jeden Tastendruck, ohne dass der Kunde es merkt. Pro Angriff sammeln die Täter so mehrere hundert Kontodaten.

Dabei haben die meist osteuropäischen Banden die Herstellung der Eingabeattrappen mittlerweile perfektioniert. „Die Geräte werden sogar an andere Banden verkauft, die dann ihrerseits auf Datenfang gehen“, meint Kripo-Experte Liedgens. Das sei ein Grund für den rasanten Zuwachs an Automaten-Attacken.

Haben die Täter erst einmal die Daten, stellen sie in kürzester Zeit gefälschte Karten her. „Damit räumen sie die Konten leer“, sagt Liedgens – und zwar immer aus dem Ausland. Hintergrund: „In echten EC-Karten ist ein zusätzliches Sicherheitsmerkmal eingebaut, das deutsche Automaten überprüfen“, sagt BdB-Experte Tebrügge. Im Ausland gibt es diesen Sicherheitscheck nicht.

Kripo und Bankenverband setzen sich deshalb dafür ein, dass künftig Karten mit einem Mikrochip zum Standard werden. Die sind sicher gegen Datenklau. „Das müsste man aber weltweit durchsetzen“, sagt Eberhard Liedgens. „Und das würde Milliardensummen kosten.“

So schützen Sie sich

Wer Opfer von Geldautomaten-Betrügern wird, bekommt in der Regel die abgebuchten Beträge wieder zurück. Es sei denn, der Kunde ist unachtsam mit seiner Karte oder der Geheimzahl umgegangen. Manipulationen an den Automaten „sind für aufmerksame Kunden zu erkennen“, sagt Lars Tebrügge vom Bankenverband. Man kann dem Kunden aber meistens nichts vorwerfen. Er haftet deshalb bei Manipulationen auch nicht. Dennoch sollte man sich vor dem Betrug schützen. Die wichtigsten Tipps:

Werfen Sie einen kritischen Blick auf Tastatur, Kartenschlitz und die Leiste über der Tastatur. Dort ist oft die Micro-Kamera angebracht. Auch Prospekthalter an der Innenseite des Automaten sind verdächtig.

Halten Sie bei der Eingabe Ihrer Geheimzahl sicherheitshalber eine Hand als Sichtschutz über die Tastatur.

Die neueste Masche der Betrüger: Sie spähen schon an der Eingangstüre zum Foyer die Karten-Daten aus. Achten Sie also auch hier darauf, ob Ihnen etwas auffällt. Vor allem: „Banken verlangen an der Tür nie die Eingabe der PIN“, so Lars Tebrügge.

Überprüfen Sie möglichst oft und regelmäßig Ihre Kontobewegungen. Bei Unregelmäßigkeiten benachrichtigen Sie am besten sofort die Bank.

A. Jalsovec

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.