Ein Faible für Erdkunde

Wer beruflich als Reiseverkehrskaufmann arbeiten will, muss aufgeschlossen sein und gut beraten können
von  Abendzeitung
Reiseverkehrskaufleute haben viel Kundenkontakt - sie müssen daher aufgeschlossen sein und Spaß daran haben, andere zu beraten.
Reiseverkehrskaufleute haben viel Kundenkontakt - sie müssen daher aufgeschlossen sein und Spaß daran haben, andere zu beraten. © dpa

Wer beruflich als Reiseverkehrskaufmann arbeiten will, muss aufgeschlossen sein und gut beraten können

Sommer, Sonne und Meer in Spanien genießen - oder doch lieber zum Skifahren in den Schnee? Bei Fragen wie dieser beraten Reiseverkehrskaufleute. „Sie organisieren die schönste Zeit des Jahres – den Urlaub“, sagt Hans Doldi, Vizepräsident des Deutschen Reiseverbands . Spaß am Verreisen allein reicht für den Job allerdings nicht aus. Ein Faible für Erdkunde ist dagegen Pflicht für Lehrlinge in dem Beruf. Sie müssen die geografischen und klimatischen Gegebenheiten der Reiseziele genau kennen, die sie Kunden anbieten. „Wichtig ist, dass man dem Kunden ein konkretes Bild von den Urlaubsorten vermitteln kann“, sagt Doldi. Das dient auch dazu, Enttäuschungen oder gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Einem Kunden mit Kreislaufproblemen ist von einer Trekkingtour in den Tropen eher abzuraten.

Für Bewerber um eine Lehrstelle gibt es keine festgelegten schulischen Voraussetzung, wie Monika Kühnel von der Industrie- und Handelskammer in Berlin erklärt. In der Praxis werden aber oft Realschüler und Abiturienten genommen. „Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz erhöhen sich auch, wenn die Englischkenntnisse gut sind“, ergänzt Doldi. Neben den Schulnoten zählt vor allem das Auftreten und der Charakter. Da Reiseverkehrskaufleute viel Kundenkontakt haben, müssten Bewerber aufgeschlossen sein und sich sehr schnell umstellen können, sagt Kühnel. Denn zum einen kommen ältere Kunden mit gehobenen Ansprüchen, und im nächsten Moment sitzen junge Menschen vor einem, die spontan eine Billigreise machen wollen. „Außerdem gibt es auch Kunden, die nicht wissen, was sie wollen. Da muss man Ausdauer haben, den Kunden gut zu beraten.“ Und das gilt auch, wenn der Zeiger der Uhr sich auf den Feierabend zubewegt.

Natürlich sollten die Auszubildenden auch Lust am Reisen haben. Zwar sind Erkundungstrips zu den angebotenen Hotels Kühnel zufolge eher selten. Aber bei einem Reiseveranstalter kann es schon sein, dass Lehrlinge sich das ein oder andere Objekt auch mal ansehen dürfen. „Nach der Ausbildung steht das Kennenlernen von Produkten, Hotels, Kulturen und Ländern bei Fortbildungsreisen auf jeden Fall auf dem Programm“, sagt Doldi.

Die Ausbildung dauert drei Jahre. Sie kann um ein halbes Jahr verkürzt werden. Lehrlinge werden wechselweise im Betrieb und in der Berufsschule auf ihren Beruf vorbereitet. Auf dem Stundenplan stehen Arbeits- und Personalrecht, Umwelt- und Gesundheitsschutz, Arbeitsorganisation, Datenschutz und Marketing. „Die Auszubildenden müssen lernen, sorgfältig zu planen und zu kalkulieren“, sagt Doldi. Deswegen müssen sie auch lernen, mit Buchungstechniken umzugehen. „In Gesprächen und Rollenspielen wird außerdem der professionelle Umgang mit dem Kunden gelernt.“

In ihrer Abschlussprüfung müssen die Auszubildenden nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zunächst einen schriftlichen Test bestehen. Darin werden die Fächer Touristik, Reiseverkehr, kaufmännische Steuerung und Kontrolle sowie Wirtschafts- und Sozialkunde geprüft. Darauf folgt eine mündliche Prüfung, in der Azubis ein Fachgespräch führen müssen.

Die Jobaussichten sind durchwachsen. „Die Reisebranche ist durch die Umstellung auf Onlinebuchungen in Veränderung“, sagt Kühnel. Viele traditionelle Reisebüros müssen sich verkleinern oder sogar schließen. Karrierechancen gibt es laut Doldi aber immer noch. Arbeit bieten neben Reisebüros auch Fluggesellschaften, Hotels oder Mietwagenfirmen sowie Tourismusämter. „Natürlich lockt viele auch die Selbstständigkeit, Chef im eigenen Reisebüro zu sein.“

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